Den eigentümlichen "Grundzustand der gelassenen Panik" mag wohl erst bzw. nur verstehen, wer selber am Rande des Gefälles steht - oder bereits mittendrin...

Ich verstehe.
Schon lange.

"Ich werde ein Greis. Man wird ein Greis, wenn man sich zu nichts mehr verpflichtet fühlt, wenn man nicht meint, irgendjemand in der Welt irgend etwas zu schulden, und dazu braucht einer noch nicht am Stock zu gehen oder im Rollstuhl zu sitzen; es gibt auch wanderfähige Greise. Vorderhand erschreckt mich noch meine zunehmende Nachlässigkeit gegenüber Freunden, meine zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber öffentlichen Ereignissen, meine zunehmende Freiheit...

Was geht mich Israel an?"

Max Frisch: „Entwürfe zu einem dritten Tagebuch“. [Suhrkamp], Berlin 2010.


_{Max Frisch an der Arbeit - Berzona/Schweiz 1980. © Fernand Rausser/Art Edition Hinwil.}

... braucht das Land (dasjenige am Rande des Polarkreises - Sie wissen schon).
Wo denn sonst hat man noch so viel Zeit, um kreativ über Banalitäten wie "Strommasten" nachzudenken bzw. nachdenken zu lassen...

Ich jedenfalls bin hin und weg angesichts dieser Design-Studie.
Genaueres liest man [hier.]

Mehr oder weniger aktuelle Meldung zu einem der beiden Gebäude, welche in meiner Vor-Island-Zeit jahrelang meine ganze Aufmerksamkeit genossen.

Ob ich da nicht doch Island für einmal links liegen lassen und mal wieder in Norditalien zum Rechten schauen sollte?

... der Schweiz ging am letzten Samstag/Sonntag in [Tiefental] über die Bühne.

Ziemlich abgelegen; kaum 100 Leute (inkl. ein grosser Anteil an Musikern; erstaunlich viele Kinder, ein paar Zelte, ein paar Katzen...) - so mag ich das.



Zwischen den Gigs am Samstagabend, etwa bei Halbzeit: ein echtes, originelles Feuerwerk, alles Hand-, Körper- und vermutlich auch Knochenarbeit; zu Fuss oder per Fahrrad, hügelauf und hügelab wurden die gezündeten Raketen, Sonnen und Vulkane durchs Gelände getragen bzw. transportiert; ein spezielles, ein amüsantes Erlebnis.

Die Musikdarbietungen: lokale Grössen, altgediente Rocker aus dem Berner Mundartrockkuchen, jede Menge Coverversionen - guter, solider Durchschnitt.

Bis [NILSA] und ihre Band auftraten - HA!
Da war für mich erstmals an diesem Abend MUSIK zu hören.
Nilsa aus Moçambique: ein Feuerwerk aus Fleisch und Blut, und die Band, wie der Speaker anzukündigen beliebte: "... jedä einzelnä eifach ä geilä Musiker!"

Und so war es dann auch!

Lege ich gleich ab unter "Dinge, die ich ganz besonders mag".

Das Leben ist - auch, und zunehmend - Erinnerung.

... der vergangenen 4 Wochen einigermassen durchgearbeitet. Haften geblieben sind z. B.

-ein Bericht über Robert Harrisons Buch ["Gärten"] als ["Gucklöcher ins Paradies"],

-dann: Geheimnisvolles über [Wiens zweiten Bezirk],

-ein Wiedersehen mit [Mario Adorf] ("Altern ist für mich eine Sache der kühlen Kontrolle. Ohne diese Seniorenheiterkeit."), mit Alexander Kluge, Ali Mitgutsch, Nobuyoshi Araki...

-die [99 Fragen] an H. M. Enzensberger, und v.a. die Antworten ...

-etwas über [Island] ("In der Tat, auch wenn man diese Insel erkundet, begleitet einen bis heute ein Erstaunen darüber, dass Menschen auf ihr leben."),

-ein Bericht über eine [Delikatesse zwischen Ebbe und Flut]

-ein weiterer Bericht, über Renato Ferrari, den 81-jährigen [Doyen der Kaffeeröster] in Zürich,

-etwas über Ernst Jandl ("nur den lesern bleibe ich / noch ein Weilchen dichterlich"),

-die Erwähnung [eines Films], den ich nun unbedingt sehen will,

-das wieder mal köstliche SZ-Streiflicht vom 13.08.2010 über die Midlifecrisis mit 80 und später (und gleich das SZ-Themen-Magazin ["Draussen sein"] dazu ins Herz geschlossen - nur so zum Beispiel wegen Peter Praschl, 50, der findet, auch wenn es ein Klischee ist, dass das Denfrauenhinterhergucken am schönsten im Pariser Jardin du Luxembourg ist, an einem Kiosk sitzend, bei doppeltem Espresso um fünf Uhr nachmittags),

... und und und ... [sleeping in a ballgown-room] ...

... und ...

Doch gestern, an meinem fünfundzwanzigsten und letzten Tag in Djúpavík: Das musste noch sein. Unbedingt.
Blueberry hill. Diesmal ausgiebig.
Das letzte, köstliche Abendmahl dann - Suppe, Fisch (fangfrisch, wie immer, aus dem Fjord nebenan), Kartoffeln, Gemüse - selbstverständlich mit den geernteten Heidelbeeren auf [Skyr] abgerundet.
Mehr braucht der Mensch nicht.

[Tina Bauer] hat seit kurzem ihren Wohnsitz nach Reykjavík verlegt und berichtet von dort aus in ihrem Internetjournal regelmässig und fundiert über das Leben und die Menschen in Island.