Damals war... 
Sonntag, August 7, 2005, 16:50 - BÜCHER
... immerzu Festtag. Die Mädchen brauchten nur aus dem Haus zu treten und über die Strasse zu gehen, da gerieten sie geradezu in einen Rausch; alles war, besonders nachts, so schön, dass sie, wenn sie todmüde heimkamen, noch immer hofften, dass irgend etwas passierte: dass ein Brand ausbräche, dass im Haus ein Kind geboren würde oder dass es womöglich mit einemmal Tag wäre und alle Leute auf die Strasse kämen und man immerzu gehen und gehen könnte, bis zu den Wiesen, bis hinter die Hügel. "Ihr seid ja gesund, ihr seid jung", sagten sie untereinander, "ihr seid Mädchen, ihr habt ja keine Sorgen." Und ebenso grundlos lachte eine von ihnen, Tina, die lahm aus dem Krankenhaus gekommen war und daheim nichts zu beissen hatte; eines Abends war sie, als sie hinter den anderen herhinkte, stehengeblieben und hatte angefangen zu weinen, weil Schlafen Unsinn wäre: es stiehlt der Freude Zeit. (...)

So beginnt DER SCHÖNE SOMMER von Cesare Pavese. Band 1238 der Bibliothek Suhrkamp.
ISBN 3-518-22238-4

Rolf Vollmann von der ZEIT (Nr. 42/2000) hat Cesare Pavese mal ein wunderbares Porträt unter dem Titel "Der Beischläfer der Göttin" gewidmet: "Seine letzte Liebe war eine amerikanische Schauspielerin, es gibt ein Foto von ihr, sie liebten sich Ende der vierziger Jahre, damals, jeder kennt solche Bilder, fotografierte man Filmstars wie Göttinnen. Und Pavese liebte sie, er schlief mit ihr; er schlief mit einer Göttin, mehr bedarf es nicht für ein Leben, wie der Dichter nach seiner Liebeslektion sagte. Was sollte er da noch hier?" (...)

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