a.more.s - biography
a.more.s kam dann und dann zur Welt - eine Ewigkeit ists her - wurde dort und dort erzogen, doch vielmehr erzog er sich eigentlich selber, ging ordentlich zur Schule, sehr ordentlich sogar, hat sie nämlich noch immer nicht ganz verlassen, treibt den und den Beruf, macht dies und das, ist so und so alt und heißt so und a.mo. Er ist ein säuberliches, stilles, nettes Mitglied der menschlichen Gesellschaft, ein sogenannter guter Bürger, trinkt gern sein Gläschen Champagner in aller Vernunft und denkt viel - woran man wohl auch schon erkennen mag, dass er sich politisch nicht aktiv betätigt, denn da wird weniger gedacht als vor allem geredet, und beim Reden vor allem versprochen und nicht gehalten, generell als vom Teufel bezeichnet, was nicht aus dem eigenen Stall kommt, und Linke wie Rechte begünstigen schamlos eigene Gesinnungsgenossen, nicht zuletzt - sich selber.

Aus diesem Grund und um sich trotzdem sinnvoll zu beschäftigen, konzentriert er sich auf andere Dinge. Er kocht, liest, arbeitet, schläft, reist und schreibt viel. Er isst gerne, und wenn das Essen gut ist, dann nicht nur gerne, sondern auch reichlich - sein Lebensweg hat ihn unlängst mit Menschen zusammengeführt, die ihr Koch-Handwerk wohl bei den Göttern erlernt haben müssen - man erkennt solche Menschen daran, dass sie nicht von halb12 bis 12 oder von halb7 bis 7 Uhr kochen; nein, bei denen ist von morgens bis abends immer etwas am dampfen, köcheln, sieden, brutzeln, backen und brodeln; sie sind nicht fett zu nennen, aber wohlgenährt bestimmt, und von allerherzlichster Wesensart, selbstbewusst - und furchtlos; erwähnt vielleicht mal jemand so am Rande das Wort "Diät" in ihrer Runde - a.more.s sagt Ihnen: Dann können die lachen, lachen, glucksen und nochmals lachen... ohne Ende; "e adesso, mamma, la pasta, la torta, la panna cotta, il gelato, il vino santo, il caffè, per favore!"

Geschlechtswegen ist a.more.s ein Mann, womit er grundsätzlich zwar zufrieden ist; doch wenn er manchmal mit ansehen muss, wie ihm der Bus vor der Nase wegfährt, nur weil er ein Mann ist, wie dieser berühmte Filmregisseur zwar lächelnd in seine Richtung kommt, aber eigentlich nichts anderes als die zugegebenermassen sehr appetitlich ausschauende, wenn auch absolut namenlose Sitznachbarin im Kopf hat, wie unglaublich vielfältig und reichhaltig das Kleider- und Schuhangebot für Frauen ist, im krassen Gegensatz zur kärglichen Auswahl, welche ihm zur Verfügung steht - ja, dann möcht' er manchmal wirklich gerne eine Frau sein. Und diese weiblichen Waffen einsetzen!!! Wenn ER noch einen weiteren Knopf an seinem Hemd öffnet, seine Hosenbeine hoch und höher krempelt - ha, glauben Sie, da kuckt auch nur eine einzige? Hingegen Frauen, egal wie sie aussehen - ein Knöpfchen mehr geöffnet, das Säumchen etwas höher, und schon stehen Hunderte kopf und geiern und lechzen, und eine Armee von Bus-Chauffeuren steht voll auf die Bremse... das muss schon irgendwo und irgendwie auch etwas absolut Faszinierendes an sich haben...

Staateswegen ist a.more.s wohl ein guter Bürger, bezahlt jedenfalls brav die Steuern, liest die und die Zeitung und jene nicht, stimmt hier ja und dort nein, besonders wenn es die lokale Umgebung betrifft; je weltbewegender die Frage, desto weniger interessiert sie ihn. Er ist sogar eigentlich zwei gute Bürger, ein kolossaler Doppelbürger nämlich.
Rangeshalber hatte er nie irgendwelche Ambitionen - es gefällt ihm, ein Kleiner, ein Namenloser zu sein. "In den Augen der andern brachte er es zu nichts, denn diese anderen merkten nicht, dass er etwas war..." Auch sonst schlägt sein Herz eher für die Kleinen, Unscheinbaren, Stillen, Leisen. Denn das ist heute schon fast eine Kunst, die Ausnahme, wie er meint, wo doch alles auf die grosse Bühne drängt. Seine Biographie ist daher äusserlich besehen nicht sehr umfangreich, frei von Laufbahn- und Karrieredenken jedenfalls. Seine Antipathien sind einfacher Art: Er verabscheue ideologische Zwänge, Fanatismus, Radikalismus - sie haben nur mit Dummheit, Macht, Unterdrückung, Verbrechen und Grausamkeit zu tun und zerstören die friedlichen Lebensgrundlagen.
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(nach: Robert Walser - Basta!) - auf freundliche Anregung von millionenvonsternen