Es waren einmal. 
Samstag, August 20, 2005, 14:27 - ESSEN & TRINKEN
Zwei Kinder - (zwei Mädchen, doch das tut hier eigentlich nichts zur Sache).
Die zwei Kinder wuchsen heran, wurden dabei täglich - und allerbestens! - aus der cucina della mamma versorgt - (Mamma hatte italienische Wurzeln, wie man den letzten Worten bestimmt ohne weiteres entnehmen kann).
In Mammas Leben gab es vier Schwerpunkte: Lavorofamigliacucinacuore.
War sie nicht mit der Berufsarbeit beschäftigt, dann - stand sie in der Küche! Und kochte. Täglich. Und stundenlang.
Nichts landete auf dem Tisch, das aus einer Konservendose kam. Nichts Tiefgekühltes. Praktisch alles frisch, saisongerecht und selbstgemacht: Jeder Teig, jeder Sugo, jede Pasta, die Ricotta (!), die Frittate, der tonnato für den Vitello, die Polpette, das Brot, die Dolci... auch der Metzger konnte dieser kritischen Kundin sein Fleisch nur nach genausten Auskünften und Sonderwünschen verkaufen. Sogar das Olivenöl war selbstgemacht - von den Eltern in Italien...
Manchmal gingen die beiden Kinder - bereits im zarten Alter von drei, vier Jahren - dorthin, zu Nonna und Nonno, al mare, und verbrachten einen, zwei herrliche Sommermonate. Nonna und Nonno, beide ebenfalls mit riesigen Herzen ausgestattet, widmeten sich nebst den Kindern vor allem "nur" noch zwei Tätigkeiten. Dem Essen und dem Sein. La vita è bella. Das Essen und das Sein waren eng verbunden mit der Bewirtschaftung der nahen "campagna", dem ansehnlichen Landstück, dem eigenen Boden, dem das meiste entstammte, das dann (nach einer liebevoll-fachkundigen Behandlung in der Küche) auf den Tisch kam: Auberginen, Peperoni, Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten, Oliven, Zucchetti, Melonen, Aprikosen, Trauben, Birnen, Zwetschgen, Feigen, Pfirsiche...



Sie kochten von morgens bis abends, was sie auf ihren Feldern, von ihren Bäumen geerntet hatten. Und: Die eine kochte besser als der andere - der andere kochte besser als die eine...

Den Kindern gefiels; genau wie zu Hause... sie kosteten und assen, es schmeckte ausserordentlich, sie genossen es in vollen Zügen - auch sonst: in der Nähe ein Spielplatz, das Meer in 5 Minuten Entfernung, die Gelateria gleich nebenan...

Nun begab es sich, dass unsere beiden inzwischen 4- und 6-jährigen Kinder - zurück in der Schweiz - wieder einmal zu einem Geburtstagsfest eingeladen waren. Weil die Eltern des einladenden Geburtstagskindes durch Arbeitsstress und Beziehungskonflikte (wie dies heute bei Eltern zunehmend der Fall zu sein scheint) sich dauernd am Rande des Nervenzusammenbruchs bewegten, beauftragten sie kurzerhand eine FastFoodkette (welche bekannt ist dafür, dass sie sowas macht) mit der Organisation und Durchführung einer "Party". Auftragbezahlen-Kinderabliefern-fastfood-fastentertainment-Kindernach2Stundenwiederabholen - so geht das.
Unsere beiden Protagonistinnen, nach ihren Essenswünschen befragt, verstanden weder TschikkenMäcNaggetts noch Tschiisbörger noch Couke noch sonst irgend etwas. Verzweiflung, Schulterzucken, Tränen - währenddem die anderen Kinder, mit dem speziellen Vokabular längst vertraut - "we love it" - schon eifrig an fremdartig aussehenden Sachen herumkauten. In der Not und nach eifrigen Ratschlägen dann halt eben irgendwas Exotisches bestellt. Und zu essen versucht. Und die Augen verdreht. Und gewürgt. Und das Zeug wieder herausgekotzt. Und geheult. Peinlich. Mamma!
Die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende.
Jedenfalls findet die Fortsetzung wieder in Mammas Küche statt.
Vielleicht werde ich gelegentlich berichten.

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