Warum... 
Mittwoch, März 21, 2007, 22:24 - GELESENES
... das Nichts fürchten, das uns erwartet, da es sich doch von dem Nichts, das uns vorangeht, nicht unterscheidet – dieses Argument der Antike gegen die Todesfurcht ist als Trost unannehmbar. Vorher hatte man das Glück, nicht zu existieren; jetzt existiert man, und es ist dieses Partikel von Existenz voll von Unglück, das zu schwinden fürchtet. Partikel ist nicht das richtige Wort, denn jeder zieht sich dem Weltall vor oder schätzt sich zumindest ihm gleich.

"Leben heisst Boden verlieren."



Begräbnis in einem Dorf in der Normandie. Ich fragte einen Bauern, der den Leichenzug von weitem betrachtet, nach Einzelheiten. „Er war noch jung, kaum sechzig. Man hat ihn tot im Feld gefunden. Was wollen Sie… so ist es… so ist es… so ist es…“ Dieser Kehrreim, der mir im Augenblick grotesk vorkam, ist mir später nachgegangen. Der brave Mann ahnte nicht, dass er vom Tod alles sagte, was man von ihm sagen kann, und alles, was man von ihm weiss.



Um die Verwirrung oder eine nicht nachlassende Unruhe zu überwinden, gibt es nichts Besseres, als sich seine eigene Beerdigung vorzustellen. Das ist eine wirksame Methode, jedem zugänglich. Um nicht allzu oft im Laufe des Tages auf sie zurückgreifen zu müssen, ist es am besten, ihre Wohltaten gleich beim Aufwachen zu erproben. Oder nur in aussergewöhnlichen Momenten darauf zurückzugreifen, wie Papst Innozenz IX., der ein Gemälde in Auftrag gegeben hatte, das ihn auf dem Totenbett darstellte, und darauf blickte, wann immer er eine wichtige Entscheidung zu treffen hatte.

"Nur eines zählt: lernen, ein Verlierer zu sein."

Alle Texte/Zitate: E. M. Cioran

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