Ich spüre... 
Sonntag, Oktober 7, 2007, 22:29 - BÜCHER
… dass ich älter werde. (…) Abgesehen von den Zähnen habe ich das jetzt zum ersten Mal beim Aussteigen aus dem Auto gemerkt. Man tastet nach der Hand des Türaufhalters, dass er einem raushilft. Theater? Adele Sandrock spielen? – Ich atme geradezu auf, nicht mehr so jugendlich und elastisch scheinen zu müssen.
Den Abstand zur Jugend wahrnehmen. Das angesammelte Wissen, Lebenskenntnis, die unübertragbaren Erfahrungen. In die Mienen der Jungen ist ein anderer Ausdruck eingezogen, wenn sie mir gegenüberstehen, Befremden – sie haben sich und mich abgemeldet. Man ist ausser Konkurrenz. Das lässt Heiterkeit zu, die neben dem Bedauern sitzt.

Heute früh, beim Einpacken meiner Sachen für die Fahrt nach Rostock, kam aber dann doch so etwas wie Lebensungeduld hinzu. Man spürt, dass aus dem Herumstehen und Warten auch etwas herauskommen muss. Das Verhältnis zwischen den Plänen, die man noch hat und realisieren möchte, und der Zeit, die man eben nicht mehr hat, beginnt bedrohlich zu werden.
Der Argwohn, dass sich die Erinnerungen, die man noch braucht, abnutzen. (Di 16. Januar 1990)

Die Wohnungseinrichtung von Greta Garbo haben sie versteigert. So wird’s nach meinem Tod auch gehen. Aber wer will schon die Pickelhaube meines Vaters haben? (Sa 17. Nov. 1990)

Zitate aus HAMIT von W. Kempowski.

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