Stadtrundgang. 
Samstag, November 17, 2007, 13:36 - BERN
Nähe Bundesplatz. Frau. Telefoniert mobil.
„Bring de-no-grad e Huet und es Jäggli mit. Es isch huerechaut!“
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Ich habe mir heute Flügel gekauft. Ich bin jetzt ein Engel.
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Und ab heute bin ich auch sonst einfach nur noch wundervoll. Ich bin schön.
Dank [stickyjam.de]

Kann man im chat noir Bern kaufen - für 7.80. Dort gibt's auch die Engelsflügel. Und noch so vieles mehr...
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Und dann ist mir ja endlich auch ein Licht aufgegangen:
Das sind ja clevere Schlawiner, unsere beiden grössten Grossverteiler! Weil sich deutsche Billigst-Anbieter hier breitmachen wollen, purzeln plötzlich die schweizerischen Lebensmittel-Hochpreise, die uns bisher als „unantastbar am untersten nationalen Preislimit; billiger geht nicht!“ angepriesen wurden.
Aha - plötzlich geht nun doch… Flugs werden auch gleich einprägsame Billigst-Labels kreiert, wie „PriGaranti“ oder „Em-bütsche“.
Diese Billigst-Labels treiben aber offensichtlich unsere beiden Grossverteiler an den Rand des Ruins.
Doch: Kein Problem! Denn: kein Problem ohne Lösung – kurze Zeit später werden Höchstpreis-Artikel ins Sortiment aufgenommen. „Selexion“ nennt das der eine Anbieter relativ schlicht, während der andere beinahe täglich etwas Neues aus der Zeitgeist-Zaubertruhe zieht: „ProNaturaProOekoProBioProSpezieRaraProMontagnaProJamieOliverProSloufuud“, etc.
Die Rechnung scheint voll aufzugehen – die Leute kaufen wie verrückt. Käse z.B., von diesem oder jenem bettelarmen Bergbauern, der ja sonst, ohne die "grosszügige Unterstützung", das "selbstlose Engagement" von Mikross&Koopp, seinen Betrieb dicht machen müsste – man kauft und bezahlt, ohne mit der Wimper zu zucken. Man bezahlt zum Teil exorbitant-e-s-t-e Preise; man tut ja schliesslich etwas Gutes – sich selber UND dem Bergbauern. So habe ich kürzlich tatsächlich ein äusserlich unscheinbares Käslein erblickt, welches durch allerlei Attribute wie Preis (sfr 48.75), Beschreibung (traditionelleMethodeBlablabla) und Appell an den Zeitgeist (sloufuudBlablabla) zum exklusiven Luxusartikel (nur Beluga-Kaviar steht noch eine Stufe höher) hochstilisiert wird. Wobei der Bergbauer wahrscheinlich weiterhin am Existenzminimum herumkrebsen wird (würde der Augen machen, wenn er wüsste, dass seine Produkte als Goldbarren verkauft werden) - den grossen Reibach machen Mikross&Koopp.

Ich behaupte jetzt einfach mal: Unter dem Strich sind die Grossverteiler im Durchschnitt ziemlich teurer geworden. Die Strategie: Der Normalkunde (und wer ist das nicht?) greift sich bei seinem Einkauf ein paar normale und ein paar PriGaranti-Artikel, und weil er dabei doch so viel gespart hat, noch etwas Hochpreis-SlouFuud dazu – „man muss sich doch auch mal etwas gönnen“. Wahrscheinlich hat er am Schluss weit mehr Geld liegen lassen als er eigentlich wollte… mehr jedenfalls als früher, ohne Höchst- und Tiefstpreisangebote.

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