Formen des Geizes. 
Montag, November 30, 2009, 18:40 - BÜCHER
Nichts (oder sehr wenig) geben, obwohl man viel geben könnte: das ist die banale Form des Geizes in ihrer ökonomischen Nacktheit. Viel geben, obwohl man nichts geben möchte: das ist die dialektische Form des Geizes in ihrer psychologischen Verkleidung. Man kann durch Grosszügigkeit die Nehmenden beschämen: sie zum Schweigen bringen. Diese raffinierte, aufwendige Methode, ein subtiler Akt der Gewalt, wird fast nur unter „anständigen“ Menschen, unter „seinesgleichen“, praktiziert. Reiche Leute beherrschen beide Verfahren: das zweite unter sich, das erste gegenüber Armen. Das ist der Grund, weshalb durch Grosszügigkeit noch nie Arme reich und noch nie Reiche arm geworden sind.
Aus: Hans Saner - Die Anarchie der Stille. Lenos.

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