(...) Wir müssen noch einmal ... 
Freitag, März 19, 2010, 13:15 - PRESSE
... auf Ihre neue Novelle zurückkommen. Die Hauptperson, Augustin Finli, hörte mit 63 auf, ihre Jahre zu zählen. Wie erleben Sie das Älterwerden?
Es ist vielleicht für Sie notwendig, nicht aber für mich, über das Buch hinaus zu fragen. Ich bin wirklich glücklich, wenn ich mit Figuren zu tun habe und nicht persönliche Bekenntnisse ablegen muss. Diese Figuren sind mein Ausdrucksmittel, sie haben eine Deutlichkeit, die ich persönlich nie erreichen könnte. Schriftsteller sind nur als Schriftsteller möglich und nicht als Kommentatoren für das, was sie geschrieben haben. Ich kann jetzt hier nicht etwas in eine schlechtere Konversationssprache übersetzen, das im Buch schon ganz gut ausgedrückt ist. In solchen Gesprächs-Notsituationen habe ich schon oft gesagt: Ein Roman enthält seinen Autor ganz und gar, auch die Zeit, in der er das Buch gemacht hat. Wenn man es fertig hat, ist man wieder viel dümmer als der, der man war, als man schrieb.

Martin Walser - Interview in der Weltwoche Nr. 10 vom 11. März 2010.

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