Wenn man Island verstehen will ... 
Freitag, Oktober 14, 2011, 13:39 - PRESSE
... muss man sich vor Augen halten, dass es über Jahrhunderte ein Land des Stillstands, der Null-Veränderung war, ehe es von einem rasenden Wandel ergriffen wurde. Noch vor 60 Jahren waren fast alle Isländer Fischer oder Bauern. (…) 2007 ist die Chiffre für ein merkwürdiges Zwischenspiel, als die Bäume plötzlich in den Himmel wuchsen und das Geld auf der Insel im Nordmeer sich vermehrte wie der süsse Brei im Märchen. Die Zauberkraft der Elfen wurde durch die Zauberkraft der Märkte ersetzt; die Bescheidenheit durch den Grössenwahn. Ja - dieser verhängnisvolle Grössenwahn, als jeder Neureiche Elton John engagierte, damit der auf seiner Geburtstagsfeier Klavier spielte.
Jetzt gehen die Isländer streng mit sich ins Gericht und verfluchen ihren Materialismus. Es sei eine reinigende Erfahrung: „Wir waren Japaner, die Sushi assen, Franzosen, die Champagner tranken. Jetzt sind wir wieder bei uns selbst.“

Ijoma Mangold in der Literatur-Beilage der ZEIT (Nr. 41, Oktober 2011) unter dem Titel „Wenn die Aktienkurse in den Keller rauschen, steigt der Wert der Literatur“.

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