Briefe. Nr. 7, vom 30.11.1938: An Emily Coleman. 
Sonntag, März 13, 2005, 19:15 - BRIEFE
(...) "Was hältst du davon: " ... der Rhythmus der geistigen Entwicklung als solcher stimmt nicht mit dem Rhythmus des körperlichen Wachstums überein. Bei ersterer ist es nicht die Jugend, sondern das Alter, welches normalerweise den Höhepunkt bringt; im erhabensten Fall könnte man sogar so weit gehen zu behaupten: Der Geist wird immer jünger, je näher der Mensch dem Grabe kommt." (...)

Verlag Klaus Wagenbach, Berlin. ISBN 3-8031-3162-6
Da hat wohl jemandem die Stunde geschlagen (oui, j'ai regardé)... 
Sonntag, März 13, 2005, 17:59 - BEGEISTERUNG
Unentwegt unbeirrbare Unverdrossenheit - lohnt sich;früher oder später.


Gilles Peterson. 
Samstag, März 12, 2005, 22:19 - MUSIK
Kompetenter Führer durch den Musik-Dschungel. Verdanke ihm viele Entdeckungen wie z.B. Mark Murphy, Jazzanova, Roisin of Moloko, Letta Mbulu, Sarah Vaughan, Kelis, Gotan Project, Ursula Rucker, Polar, Buscemi, Minnie Riperton, Incognito, ...

Talkin' loud - worldwide.


Briefe. Nr. 6, aus dem Jahr 1999/2000: An die Freunde des Verlages. 
Samstag, März 12, 2005, 14:34 - BRIEFE
"Liebe Freunde - Der Verlag wird in diesem Jahr 35 Jahre alt, und fast genauso lange wird ihm das Ende prophezeit, um nicht zu sagen: nahegelegt.
Es fing an mit der Voraussage, im von Gott und allen Verlagen verlassenen Westberlin von 1965 fielen einem Blumentöpfe eher auf den Kopf, als sie zu gewinnen seien. Dann kamen die Grössenfetischisten: Der Verlag sei einfach zu klein und falle in jedes Mauseloch. Danach traten die Verteidiger des (konservativen) Abendlands auf, mit Kunstschaum vor dem Mund, gefolgt von der Polizei. Danach die Genossen von den rigiden Fraktionen, gefolgt von postmodernen Betrunkenen und stocknüchternen Betriebswirten.
Womit wir in der Gegenwart sind. Da macht sich (Beispiel: Bertelsmann) ein Typ von smarten Rechenschiebern breit, für den einzig eine Rendite von 15% zählt. Wo wir uns mit höflichen 2 - 4% bescheiden, wie Gallimard oder Hanser oder Einaudi oder Suhrkamp auch, also Kollegen, die ihre Finger ebenfalls nicht vom süssen, verlustreichen Brei der Qualität lassen wollen. Für die Verwalter konzerneigener Profitcenter beginnt aber unter 10% bereits die (von ihnen benannte) "Todeszone". Das heisst, für sie sind wir allesamt todgeweihte Dilettanten.
Willkommen, Dilettanten in der "Todeszone"! Denn dort oben, bei den profitablen 15%, herrschen der Schnelldreher und die Luftnummer, die Makulatur und das Wegwerfbuch. Wovon den Herren öfters dermassen schwindlig wird, dass sie wie Dracula nach neuem Blut schreien, in der Hoffnung, mit neuen Verlagen endlich die Ideen zu kaufen, die ihnen selber fehlen (und mit dem Resultat, dass die gekauften Verlage bald selbst verbleichen).
Ein amerikanischer Kollege, André Siffrin, hat vorgerechnet, dass in den drei marktherrschenden Konzernen der USA in der letzten Zeit kaum ein erwähnenswertes Buch erschienen ist, und beklagt, 'dass das Ideenfeld denjenigen überlassen bleibt, die sich lediglich amüsieren oder uns mit banalen Informationen füttern wollen; grundlegende Diskussionen finden nicht mehr statt.' Mit anderen Worten: Die Herren, die uns die "Todeszone" einreden wollen, befinden sich selbst in Gefahr, in einer geistigen freilich, die von Bildschirmen nicht registriert wird. Dort lassen wir sie.
Der Regierungsumzug traf auch den Verlag: Wir mussten der kroatischen Botschaft weichen und arbeiten nun, in helleren und grösseren Räumen, am Ludwigkirchplatz in Berlin-Wilmersdorf. Und, wie Sie auf den folgenden Seiten sehen, bemühen wir uns nach wie vor, unsere Rendite klein und Ihre Lese-Laune gross zu halten. Einmal servieren wir sogar echten Bleigeruch, mehrfach seltsamen Ohrenschmaus und vielfach Taschenbücher mit schönsten Neuentdeckungen.
Einige von ihnen werden Sie hoffentlich kaufen und dabei die uns wohlgesonnenen Buchhandlungen bevorzugen: Sie finden dort gleichgesinnte Dilettanten und andere wilde Leser!

Klaus Wagenbach


Die College - Katze. 
Samstag, März 12, 2005, 14:02 - CAT-EGORY

Aus der Benutzungsordnung des Jesus College in Cambridge:

-Bitte halten Sie grösstmögliche Ruhe...
-Gehen Sie mit den Büchern pfleglich um und beschädigen Sie sie nicht...
-Rauchen Sie nicht in der Bibliothek...
-Das Horten von Büchern auf den Bibliothekstischen ist nicht gestattet...
-Bitte lassen Sie Benson, die College-Katze, nicht in die Bibliothek...

Gefunden im "Literarischen Katzenkalender 2004". Schoeffling & Co.
Bild: Privatsammlung.
Die Saisonalität der Mortalität. 
Samstag, März 12, 2005, 13:03 - PRESSE
Aus dem Berner "BUND" vom 09.03.2005:
"Die Statistik bestätigt, was das Gefühl vermutet:
Im Winterhalbjahr wird in der Schweiz weit öfter gestorben als im Sommer (langjähriges Januarmittel 6130, langjähriges Junimittel 4782 Personen).
Zurzeit können sich Bestatter, Kremateure und Totengräber der Arbeit kaum mehr erwehren. Dabei bleibt die Zahl der Unfälle und Selbstmorde etwa gleich; die erhöhte Sterblichkeit ist auf diejenigen Menschen zurückzuführen, die ohnehin schon stark geschwächt sind und es dann z.B. wegen der Grippe und dem mangelnden Sonnenschein, welche sich beide auf die Gesundheit wie auch auf die Psyche dieser Menschen besonders stark auswirken, einfach nicht mehr bis in den Frühling schaffen."
Zum 8. März. 
Samstag, März 12, 2005, 12:38 - PRESSE
Der Kern der Sache.
Und mehr ist dazu eigentlich auch nicht zu sagen.

"Den Slogan 'Die Zukunft ist weiblich'
fand ich nie wirklich wünschenswert.
So wenig wie ich mir eine männliche Gegenwart wünsche,
so wenig wünsche ich mir eine weibliche Zukunft,
sondern
ganz
einfach
eine
menschliche."

Alice Schwarzer im TA vom 08.03.2005.
Winter am Meer. 
Samstag, März 12, 2005, 08:34 - ANDERSWO

Funny things about Europe. 
Samstag, März 12, 2005, 08:26 - DIALOGE
JULES: Okay - so, tell me about the hash bars.
VINCENT: Ok - what do you want to know?
JULES: Well, hash is legal over there, right?
VINCENT: Yeah, it's legal but it ain't hundred percent legal, I mean, you just can't walk into a restaurant, roll a joint and start puffin' away. They want you to smoke in your home or certain designated places.
JULES: And those are the hash bars?
VINCENT: Yeah, it breaks down like this, ok, it's legal to buy it, it's legal to own it, and if you're the proprietor of a hash bar, it's legal to sell it. It's legal to carry it, but ... but that doesn't matter, 'cause, get a load of this; all right, if you get stopped by a cop in Amsterdam, it's illegal for them to search you. I mean, that's a right the cops in Amsterdam don't have.
JULES: Oh, man, I'm going, that's all there is to it. I'm fuckin' goin'.
VINCENT: I know, baby, you'd dig it the most... But you know what the funniest thing about Europe is?
JULES: What?
VINCENT: It's the little differences. A lotta the same shit we got here, they got there, but there they're a little different.
JULES: Example?
VINCENT: Alright, when you ... into a movie theatre in Amsterdam, you can buy beer. And I don't mean in a paper cup either. They give you a GLASS of beer! And in Paris you can buy beer at MacDonald's. And you know what they call a Quarter Pounder with Cheese in Paris?
JULES: They don't call it a Quarter Pounder with Cheese?
VINCENT: No, they got the metric system there, they wouldn't know what the fuck a Quarter Pounder is.
JULES: What'd they call it?
VINCENT: They call it ROYALE with Cheese.
JULES: ROYALE with Cheese! What'd they call a Big Mac?
VINCENT: Big Mac's a Big Mac, but they call it LE BIG MAC.
JULES: LE BIG MAC! Ahhaha... What do they call a Whopper?
VINCENT: I dunno, I didn't go into a Burger King. But you know what they put on french fries in Holland instead of ketchup?
JULES: What?
VINCENT: Mayonnaise.
JULES: Goddamn!
VINCENT: I seen 'em do it man, they fuckin' drown 'em in it.
JULES: Uuccch!

Samuel L. Jackson as Jules & John Travolta as Vincent
in "Pulp Fiction" (Quentin Tarantino).
Zwei Peperoni baden in Olivenöl. 
Freitag, März 11, 2005, 21:36 - HANDWERK&KUNST
Unter diesem Titel erschien in der NZZ Nr. 52/03.03.2005 (A. Doepfner) ein Artikel über die allerletzte der einst über 100 Ölmühlen an der Côte d' Azur. Wegen meiner Nizza-Zeit habe ich eine ganz spezielle Beziehung zu dieser Ölmühle, war es doch die allererste in meinem Leben, die ich besuchte. Und noch heute finde ich, dass niemand erstklassiges Olivenöl in schönere Behälter abfüllt: Den ersten Platz fürs Design (welches zum Glück seit Jahrzehnten unverändert geblieben ist) vergebe ich - ebenfalls seit Jahrzehnten - an die Alziaris in Nizza.
Die Ölmühle liegt etwas versteckt am Boulevard de la Madeleine, einem Gebiet, in das man sich normalerweise als Nizza-Besucher nicht verirrt; das Verkaufsgeschäft an der Rue St François de Paule hingegen befindet sich im Herzen der Altstadt, in der Nähe des Cours Saleya (Marktplatz) und der kleinen, wunderhübschen Oper.

Leider werden die EU-Normen über kurz oder lang auch diese Ölmühle zum Verschwinden (oder zu einem Neubau) zwingen - aus dem Artikel von A. Doepfner:
"Man sieht auch als Laie sofort, dass sie ein beträchtliches Alter haben muss, und erfährt, dass sie 1868 in Betrieb genommen wurde, während drei Generationen in der gleichen Familie blieb und heute die letzte Ölmühle in Nizza ist. Gearbeitet wird nach der genuesischen Methode, der einst vorherrschenden. Diese Produktionsart mit offenen, in den Boden eingelassenen Trögen steht auf Kriegsfuss mit den EU-Normen, die mehr Hygiene verlangen. Man begreift sofort, warum: Ein Pensionist aus der Nachbarschaft hat seine Sammlung grüner Oliven von Bäumen auf öffentlichem Grund und aus einem Gärtlein abgeliefert und tunkt seinen Finger unbesorgt in die Maische, schleckt eine Zunge voll, hält den Finger hin zum Probieren - und taucht ihn gleich wieder in die Brühe."

Bild: Gamma (NZZ 52/03.03.2005)

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