Briefe. Nr. 3, vom 29. Mai 1972: An Dorothy Iannone. 
Sonntag, Februar 20, 2005, 20:40 - BRIEFE

From: DIETER AND DOROTHY. Dieter Roth - Dorothy Iannone;
their correspondence in words and works, 1967 - 1998.
Edited by Dorothy Iannone.
Bilgerverlag Zürich, 2001. ISBN 3.908010.53.5
Briefe. Nr. 2, vom 20. Februar 2005: To you. 
Sonntag, Februar 20, 2005, 20:18 - BRIEFE

Briefe. Nr. 1, vom 18. Februar 2005: An Frau Messerli. 
Freitag, Februar 18, 2005, 17:35 - BRIEFE
Sehr geehrte Frau Messerli

In der heutigen BZ-Ausgabe (18.02.2005) schreiben Sie mit unverhohlener Begeisterung (Ihre Begeisterung entnehme ich den wiederholten Wiederholungen): "Muri - kantonal und national unerreicht. Als einzige Gemeinde im Kanton Bern - wohl sogar in der Schweiz - hat Muri in Parlament und Exekutive eine Frauenmehrheit. Seit gestern ist es Tatsache: Muri bei Bern hat als erste und einzige Gemeinde im Kanton eine Frauenmehrheit in Parlament und Exekutive." (...)
Im weiteren Verlauf des Artikels schreiben Sie von "überdurchschnittlich hoher Frauenquote", "unerreicht", "schlägt alle Rekorde", etc. Dies einige Beispiele aus Ihrem Informationsteil auf der Frontseite.
Im Kommentarteil dazu, der auch noch gleich von Ihnen stammt, wiederholen Sie sich erst mal kräftigst ("Muri machts vor. Muri hat seit gestern eine Frauenmehrheit in seinem Parlament. Auch in der Regierung der Berner Agglomerationsgemeinde sitzen mehr Frauen als Männer. Dies ist ein Novum im Kanton Bern und dürfte nach Meinung von Experten sogar schweizweit einzigartig sein...", etc), um anschliessend über die möglichen Gründe zu spekulieren:
"Sicher ist, dass in Muri überdurchschnittlich viele gut ausgebildete Männer und Frauen leben. Sie sind es gewohnt, im Beruf Netzwerke zu nutzen, zu lobbyieren, ihre Meinung zu vertreten. Sie scheuen sich nicht, dies auch in der Politik zu tun. Und sie haben die wirtschaftlichen Möglichkeiten, sich ausserhalb des Berufes zu verwirklichen."

Leider gehen Sie anschliessend nicht näher auf diese vage angedeuteten möglichen Gründe ein - es hätte mich brennend interessiert, welche Schlüsse Sie denn daraus ziehen: Da ist eine Gemeinde, und man muss wissen: Die einzige Gemeinde weit und breit (das ist eine allgemein bekannte und anerkannte Tatsache), deren Einwohner in allen Belangen überdurchschnittlich privilegiert sind, eine Gemeinde notabene, welche ihrerseits die Privilegierten mit ihren prachtvollen Liegenschaften und einer der landesweit absolut niedrigsten Steuerbelastungen regelrecht anzieht, ein schweizerisches Mini-Monaco sozusagen - und ausgerechnet hier ist eine Frauenmehrheit im Parlament möglich geworden... Was bitte, Frau Messerli, wollen Sie uns damit sagen? Die Interpretation, die Sie unfreundlicherweise mir überlassen, ist dann jedenfalls doch eher abschreckend als ermutigend.

Gerne möchte ich von Ihnen auch erfahren, welches denn Ihr journalistisches Verständnis ist vom Unterschied zwischen Information und Kommentar. Ich sehe jedenfalls in Ihren Ausführungen keinen und meine einen Anspruch darauf zu haben, wenn ich eine Zeitung kaufe und wenn Sie mich als Leser bei der Stange halten wollen.
By the way: Können Sie sich eigentlich vorstellen, dass es den Lesern und Leserinnen Ihrer Zeitung völlig egal sein könnte, ob da jetzt die Zahl der weiblichen oder der männlichen Redaktionsmitglieder überwiegt oder nicht? Dass es vielleicht Menschen gibt, bei denen die Qualität der Information wichtiger ist als die Geschlechterverteilung hinter den Kulissen? Haben Sie da möglicherweise irgend etwas verpasst? Frauenmehrheit, Männermehrheit, 50/50: Wen in der westlichen Wohlstandsgesellschaft - ausser Ihnen - interessiert denn dieser alte Hut noch?
Der Mensch will arbeiten, etwas Geld verdienen, seine Rechnungen bezahlen und sich darüber hinaus in einer friedlichen Welt das eine oder andere leisten können. So einfach, so überschaubar, so langweilig auch - aber so wahr.

Mit freundlichen Grüssen:
a.more.s

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