"Wie ist es ... 
Donnerstag, Februar 4, 2010, 07:08 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
... im Himmel?", fragte [Daniel Schmid] seine Grossmutter.
Sie antwortete: "Wie im Hotel, nur grösser."

[Arche Verlag]

"Die Hotelhalle war meine Schule. Ein Hotel ist wie eine Oper oder ein Filmset. Da gibt es vorne Kulissen für die Scheinwelt, und es gibt den Blick dahinter. Als Kind lebte ich zwischen Office, Lobby und Restaurant, zwischen der Grossmutter, der Mutter und den Fotos von gestorbenen Vätern und Grossvätern."

"Als Kind verbrachte ich neun Monate im Jahr in einem leeren Hotel. Meine frühesten Kindheitserinnerungen sind endlose Couloirs. Nichts ist so leer wie ein leeres Hotel."
Eigentlich müsste man ... 
Samstag, Dezember 12, 2009, 22:03 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
... zum Boykott [des nun veröffentlichten Buchs aufrufen...]
Formen des Geizes. 
Montag, November 30, 2009, 18:40 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
Nichts (oder sehr wenig) geben, obwohl man viel geben könnte: das ist die banale Form des Geizes in ihrer ökonomischen Nacktheit. Viel geben, obwohl man nichts geben möchte: das ist die dialektische Form des Geizes in ihrer psychologischen Verkleidung. Man kann durch Grosszügigkeit die Nehmenden beschämen: sie zum Schweigen bringen. Diese raffinierte, aufwendige Methode, ein subtiler Akt der Gewalt, wird fast nur unter „anständigen“ Menschen, unter „seinesgleichen“, praktiziert. Reiche Leute beherrschen beide Verfahren: das zweite unter sich, das erste gegenüber Armen. Das ist der Grund, weshalb durch Grosszügigkeit noch nie Arme reich und noch nie Reiche arm geworden sind.
Aus: Hans Saner - Die Anarchie der Stille. Lenos.
Q steht auf und gibt einen abschliessenden Bericht zur Lage. 
Samstag, September 26, 2009, 09:14 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
Ich nehme meine Pfeife aus dem Mund
und suche lange nach dem letzten Wort.
Ich sage: gut, die Sache war sehr rund.
Heut bin ich hier und morgen bin ich fort.

Was immer ich auch damit sagen will,
was hier geschieht, erlebt man alle Tage,
vielleicht im März vielleicht auch im April.
Das sind die Worte und das ist die Lage.

Ror Wolf: Pfeifers Reisen. Gedichte. Schöffling / Fischer TB
Wie kam es ... 
Donnerstag, September 24, 2009, 06:57 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
... dass ich die seltsame Vorstellung hatte, in dieser Uhr wohne ein merkwürdiges Tier, und das sei die Ewigkeit? Eines Tages wurde mir plötzlich klar, dass das zweisilbige Wort mit der gedehnten zweiten Silbe, das sie beim Ticken sagte, das Wort e-wig, e-wig sei. Kannte ich denn dieses Wort?
Eigenartig, dass ich einfach so die Ewigkeit entdeckte, lange bevor ich wusste, was ewig war, und sogar noch bevor ich den Satz gelernt hatte, dass alle Menschen sterblich seien, ja, während ich selber in der Ewigkeit lebte. Es war, als entdecke ein Fisch plötzlich das Wasser, in dem er schwimmt.

Aus: Halldór Laxness - Das Fischkonzert.
Vorwort zur fünften Auflage.  
Samstag, August 29, 2009, 21:21 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
"Seit der Erscheinung der vierten Auflage ist wieder eine ganze Reihe von Nachahmungen dieses Werkes aufgetaucht, deren Fabrikanten - die Bezeichnung Autoren wäre bei diesen Menschen schlecht angebracht - mit den raffinierten Mitteln einer pomphaften Reklame zu ersetzen suchen, was ihrer Fabrikware an wahrer Vornehmheit und innerer Gediegenheit abgeht. Da muss Abhilfe geschaffen werden: Ähnliches ist nicht dasselbe. Anstatt sich wie bisher mit nichtigen, eigentlich beschämenden Machwerken abzugeben, sollte man allein dieser erweiterten Ausgabe vertrauen. Ich habe erkannt, worauf es ankommt: lediglich und in erster Reihe auf die Erwerbung und Behauptung der Wahrheit. Da muss man ansetzen. Der Amerikaner M. T. Finck macht die treffende Bemerkung, dass Unsitte eine Sünde und die erste Pflicht des Menschen die Pflege der feinen Sitte sei. Dies ist die Wahrheit. Man beachte das."

Ror Wolf: Raoul Tranchirers vielseitiger grosser Ratschläger für alle Fälle der Welt.
[Fischer Taschenbuch Verlag]. ISBN 978-3-596-18297-8.
Das copyright liegt aber immer noch bei [Schöffling & Co.]
Die Zerknirschung. 
Montag, Juni 22, 2009, 21:25 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
Schlimm genug, was wir uns alles geleistet haben:
versäumt, Tante Olga im Altersheim zu besuchen,
unkeusche Gedanken gehegt, Steine geworfen,
Konjunktiv eins und zwei verwechselt,
Neger Neger genannt, Zeche geprellt,
Maikäfer in Zigarrenkisten gesperrt,
Freunde angeschmiert, Frauen verlassen –

ganz abgesehen von den wirklich unverzeihlichen Sachen,
die zu gestehen jedoch zu weit führen würde.

Dass es einst von uns heissen würde,
Gott dem Allmächtigen habe es gefallen,
uns zu sich heimzurufen,

wäre vielleicht übertrieben.

Hans Magnus Enzensberger: [Rebus.] Gedichte. Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 2009. 120 S.
Ich muss dieses Cioran nochmals neu auflegen... 
Montag, Juni 15, 2009, 22:03 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
... da ich erst jetzt beim Hasselblad Masters 2009 in einer der präsentierten Portrait-Serien die passende Illustration dazu gefunden habe.

"Nur wenn du deine Nacktheit betrachtest, wirst du deines Daseins und deiner Sterblichkeit inne. Kleider verleihen uns eine künstliche Überlegenheit über die Zeit. Wie denn sterblich sein mit Hut und Krawatte? Kleider haben mehr Illusionen in die Welt gesetzt als Religionen."

E. Cioran: Gedankendämmerung.


Bild: Claudio Napolitano

[Hasselblad Masters Contest 2009, Public Jury]
Wenn ihr könnt, verzeiht mir ... 
Montag, Juni 15, 2009, 21:04 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
... dass ich Glück gehabt habe,
dass mein Zimmer geheizt ist,
dass ich Wasser habe, viel Wasser,
klares, sauberes Wasser, kalt oder warm,
besser als Geld, soviel ich will.
Unerhörte Privilegien, meinetwegen,
ich gebe es zu. (Den Balsam,
der uns allen gespendet wird,
kostenlos von der Kastanie,
die prunkvoll im Hof blüht,
vom Geruch des Sommerregens
und von den Elstern auf dem Balkon –
all diese Vergünstigungen,
welche die Erde zu bieten hat,
lasse ich lieber weg, damit ihr
nicht wieder mault: Alles nur Lyrik.)
Verzeiht bitte, dass ich mich erwähne.

Ausschnitt aus der CODA im Gedichtband [Rebus] von H. M. Enzensberger. Suhrkamp, 2009.
Ein Langweiler ... 
Donnerstag, Juni 4, 2009, 18:52 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
... ist ein zur Langeweile Unfähiger.

E. Cioran - Gedankendämmerung.

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