"Das Virus ... 
Dienstag, Juni 30, 2020, 21:53 - GELESENES
Beitrag von sb_admin
... ist eine Kritik an der heutigen Lebensweise."

(...) Im Jahre 2020 legte ein Virus namens Corona das Leben auch in unserer Stadt lahm. Die Bewohner waren angehalten, während Wochen und Monaten zuhause zu bleiben. Viele Leute arbeiteten im Homeoffice. Nur Lebensmittelläden hatten offen. Es verkehrten weniger Trams. Die Strassen waren plötzlich so wenig benutzt wie vor 100 Jahren. Das Leben allgemein verlangsamte sich. Franz Hohler erklärte: «Das Virus ist eine Kritik an unserer Lebensweise!» Als die Pandemie überwunden war, konnten die Menschen wieder in ihren normalen Modus übergehen. Doch der Übergang ging nicht reibungslos vonstatten. Das Leben war weniger hektisch als vor dem Unterbruch. Es hatte trotz Vollbeschäftigung weniger Verkehr auf den Strassen, weil viele Firmen im Homeoffice arbeiteten. Die Autos fuhren trotz weniger Verkehr langsamer, weil die Fahrer einsahen, dass sie damit nur Sekunden oder wenige Minuten verlieren. Autofahrer und Velofahrer einigten sich auf Tempo 40 auf Hauptachsen. Alle Einsprachen gegen die Velooffensive wurden zurückgezogen. Auch die Velofahrer waren gemütlicher unterwegs. Elektrovelos wurden den Motorrädern gleichgestellt. Die Elektromobilität setzte sich auch bei den Motorfahrzeugen durch. Der Stadtverkehr wurde fast beunruhigend leise und abgasfrei. Die Leute vom Nationalen Pferdezentrum beim Springgarten wagten sich mit ihren Pferden auf die Strassen. Und so kam es, dass im Jahre 2035, als das letzte Auto mit Verbrennungsmotor ausgemustert wurde, wieder einige Pferdekutschen durch die Thunstrasse trotteten.

Aus: QUAVIER 99/20, Editorial - Jürg Krähenbühl, Co-Präsident QUAV4

Link: http://quavier.ch/aktuelle-ausgabe.html
Leben heisst ...  
Sonntag, Januar 5, 2020, 20:05 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
... sich empören können. Der Weise ist ein Mensch, der sich nicht mehr empört. Darum steht er nicht über, sondern neben dem Leben.

*

Mit dem Leben ist es wie mit einem Text, den man ungeheuer bearbeitet hat und noch verbessern möchte, ohne dass es einem gelänge, weil man einfach genug davon hat: kein einziges Komma, das noch hinzugefügt werden könnte. Man weiss genau, dass er unzulänglich und unvollständig ist, findet aber nichts, um ihn aufzubessern.

*

Eines der wenigen Dinge, deren ich mir ganz sicher bin: der einzige Grund warum die Menschen zusammenleben ist, um sich zu quälen, um einander Leid zuzufügen. Niemals werde ich aufhören, über diese Binsenwahrheit zu grübeln.

*

Ich finde es beruhigend, über fünfzig zu sein. Die grosse Anstrengung ist gemacht, die schwerste Last getragen.

*

Wissen, was wirklich wichtig ist - das Seltenste auf der Welt. Unter denen, die ich gekannt habe, gibt es so wenige, die sich in dieser Art von Erkenntnis auszeichnen, dass ich sie aufzählen könnte (vier oder fünf alles in allem).


Fünf Zitate aus: E. M. Cioran - Cahiers 1957 - 1972. Suhrkamp, 2001. ISBN: 3-518-41274-4
Da lag es ... 
Donnerstag, Dezember 19, 2019, 18:37 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
... klein und unscheinbar, per Zufall wieder entdeckt beim ewigen Versuch, endlich so etwas wie Ordnung und Struktur in die Bücherregale zu bringen.

Gudrun Pausewang: Die letzten Kinder von Schewenborn - Ravensburger Junge Reihe, 1983, ISBN 3-473-35070-2

Als Einleitung: Die letzten sieben Tage der Schöpfung, von Jörg Zink - beim Wieder-lesen gedacht: Offenbar beschäftigt sich seit der Antike jede Generation auf ihre Art mit Weltuntergangsszenarien. gestern die Atomkraft, heute das Klima, morgen ...


Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.

Aber nach vielen Jahrmillionen
war der Mensch endlich klug genug.
Er sprach: Wer redet hier von Gott?
Ich nehme meine Zukunft selbst in die Hand.
Er nahm sie,
und es begannen die letzten sieben Tage der Erde.

Am Morgen des ersten Tages
beschloss der Mensch,
frei zu sein und gut, schön und glücklich.
Nicht mehr Ebenbild eines Gottes,
sondern ein Mensch.
Und weil er etwas glauben musste,
glaubte er an die Freiheit und an das Glück,
an Zahlen und Mengen,
an die Börse und den Fortschritt,
an die Planung und seine Sicherheit.
Denn zu seiner Sicherheit
hatte er den Grund zu seinen Füßen gefüllt
mit Raketen und Atomsprengköpfen.

Am zweiten Tage der letzten Zeit
starben die Fische in den Industriegewässern,
die Vögel am Pulver aus der chemischen Fabrik,
das den Raupen bestimmt war,
die Feldhasen an den Bleiwolken von der Straße,
die Schoßhunde an der schönen roten Farbe der Wurst,
die Heringe im Öl auf dem Meer
und an dem Müll auf dem Grunde des Ozeans.
Denn der Müll war aktiv.

Am dritten Tage
verdorrte das Gras auf den Feldern
und das Laub an den Bäumen,
das Moos an den Felsen
und die Blumen in den Gärten.
Denn der Mensch machte das Wetter selbst
und verteilte den Regen nach genauem Plan.
Es war nur ein kleiner Fehler
in dem Rechner, der den Regen verteilte.
Als sie den Fehler fanden,
lagen die Lastkähne auf dem trockenen Grund
des schönen Rheins.

Am vierten Tage
gingen drei von vier
Milliarden Menschen zugrunde.
Die einen an den Krankheiten,
die der Mensch gezüchtet hatte,
denn einer hatte vergessen, die Behälter zu schließen,
die für den nächsten Krieg bereitstanden.
Und ihre Medikamente halfen nichts.
Die hatten zu lange schon wirken müssen
in Hautcremes und Schweinelendchen.
Die anderen starben am Hunger,
weil etliche von ihnen den Schlüssel
zu den Getreidesilos versteckt hatten.
Und sie fluchten Gott,
der ihnen doch das Glück schuldig war.
Er war doch der liebe Gott!

Am fünften Tage
drückten die letzten Menschen den roten Knopf,
denn sie fühlten sich bedroht.
Feuer hüllte den Erdball ein,
die Berge brannten, die Meere verdampften,
und die Betonskelette in den Städten
standen schwarz und rauchten.
Und die Engel im Himmel sahen,
wie der blaue Planet rot wurde,
dann schmutzig braun und schließlich aschgrau.
Und sie unterbrachen ihren Gesang
für zehn Minuten.

Am sechsten Tage
ging das Licht aus.
Staub und Asche verhüllten die Sonne,
den Mond und die Sterne.
Und die letzte Küchenschabe,
die in einem Raketenbunker überlebt hatte,
ging zugrunde an der übermäßigen Wärme,
die ihr gar nicht gut bekam.

Am siebten Tage
war Ruhe.
Endlich.
Die Erde war wüst und leer,
und es war finster über den Rissen und Spalten,
die in der trockenen Erdrinde
aufgesprungen waren.
Und der Geist des Menschen
irrlichterte als Totengespenst über dem Chaos.
Tief unten aber,
in der Hölle,
erzählte man sich die spannende Geschichte
von dem Menschen,
der seine Zukunft in die Hand nahm,
und das Gelächter dröhnte hinauf
bis zu den Chören der Engel.

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Die letzten sieben Tage der Schöpfung – Jörg Zink
https://www.joerg-zink.de/tag/die-letzten-sieben-tage-der-schopfung/feed
Dieses Leben in der Freiheit. 
Samstag, November 9, 2019, 18:51 - PRESSE
Beitrag von sb_admin
Wir haben gedacht, die Menschen sehnen sich so nach Freiheit. Aber dieses Leben in der Freiheit ist etwas anderes als die Sehnsucht nach der Freiheit. (...) Ein Leben in Freiheit ist ein Prozess, der nicht von jedem gewollt wird. Den die Menschen in der offenen westdeutschen Gesellschaft allerdings haben trainieren können: Ich bin Teil des Ganzen, und ich fühle mich verantwortlich. Das grösste Problem besteht immer darin, wenn Menschen plötzlich Lebensformen übernehmen oder leben sollen, die sie nicht haben erlernen können. Dann ist es die Freiheit, die Angst macht.

30 Jahre nach dem Mauerfall - Joachim Gauck, NZZ vom 09.11.2019, S. 44/45
Der Herr Rechtsanwältin. 
Samstag, August 3, 2019, 20:07 - BÜCHER
Beitrag von sb_admin
(...) Häufig werde ich gefragt, weshalb ich so konsequent weibliche und männliche Bezeichnungen benutze, also zum Beispiel von Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten spreche. Früher habe ich, wie die grosse Mehrheit, stets nur die männliche Form verwandt, damit aber auch die Frauen gemeint. In der Tageszeitung "Neues Deutschland" erschien eines Tages ein Kommentar gegen das grosse "I" in Wortverbindungen (RechtsanwältInnen), das ich ebenfalls nicht leiden kann. Aber der Artikel richtete sich auch gegen die Verwendung weiblicher Bezeichnungen etwa bei Berufsangaben. Wenig später veröffentlichte die Zeitung den Leserbrief einer Frau. Sie unterbreitete folgenden Vorschlag: Da bislang, über Jahrhunderte, die Sprache männlich dominiert war, sollte für die nächsten Jahrhunderte die weibliche Variante gelten, das heisst: Die weibliche Form würde verwendet, und die Männer seien damit auch gemeint. Der letzte Satz ihres Briefes lautete: "Ab heute heisst es dann: Herr Rechtsanwältin Gysi." Ich erschrak - nein, das wollte ich nun ganz und gar nicht werden! Seitdem leiste ich meinen Beitrag für die gleichberechtigte Einführung der männlichen und weiblichen Bezeichnungen. (...)

Zitat aus: Gregor Gysi - Ein Leben ist zu wenig. Eine Autobiographie. Seiten 511/512.
aufbau taschenbuch, 1. Auflage 2019. ISBN 978-3-7466-3520-0.

Link: www.aufbau-verlag.de
Aussagen zur Zeit 
Samstag, Juli 20, 2019, 11:46 - PRESSE
Beitrag von sb_admin
Die deutsche Bundesumweltministerin Svenja Schulze will für den Klimaschutz höhere Preise im Flugverkehr. Es dürfe doch nicht sein, dass Bahnreisen oft teurer seien als Flugreisen. Und: Eine Lektion aus den vergangenen Jahren sei, „dass wir uns beim Klimaschutz ehrlich machen müssen“.

Kurz darauf präsentiert das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) Zahlen zu den Dienstreisen ihrer Mitarbeiter im Bundesumweltministerium - nota bene unter Berufung auf das Ministerium selber. Demnach sind die Mitarbeiter des Bundesumweltministeriums bislang 1740 Mal in diesem Jahr dienstlich zwischen Bonn und Berlin hin- und hergeflogen.

Die aktuellen Zahlen beziehen sich auf den Zeitraum von Januar bis Mitte Juli 2019. Hochgerechnet flogen Minister, Staatssekretäre, Beamte und Angestellte 2019 sogar noch häufiger von Standort zu Standort als 2018. Im vergangenen Jahr habe es dem Umweltministerium zufolge „ungefähr“ 2755 Flüge zwischen den beiden Dienststätten gegeben.

Wie das RND weiter berichtet, wächst die Zahl der Flüge auf „knapp 3200 dienstliche Flugreisen“ im Jahr 2018 an, rechnet man alle weiteren angefallenen Inlandsflugreisen dazu. Zwischen Berlin und Bonn dauert die Zugverbindung rund fünf Stunden. Die Ministerien sind dazu angehalten, bei gleichem Preis für die Dienstreise das umweltfreundlichere Verkehrsmittel zu wählen.
Gegen die sog. politische Korrektheit. 
Sonntag, April 21, 2019, 08:37 - GELESENES
Beitrag von sb_admin
"Anstatt Proteste brauchen wir die Apokalypse, um es endlich zu begreifen." - Slavoj Žižek
Alle ...  
Freitag, März 8, 2019, 20:00 - GELESENES
Beitrag von sb_admin
... unter einem Dach.
Made my day!

Link: https://blog.tagesanzeiger.ch/zoom/index.php/112304/alle-unter-einem-dach/
Einsichten 
Mittwoch, März 6, 2019, 13:56 - GELESENES
Beitrag von sb_admin
"Ich möchte nicht alt werden, ich bin es. Schon länger. Wie lange ich meinem unaufhaltsamen Zerfall noch zuschauen mag, weiss ich nicht. Vorläufig geht's noch recht gut."

"76 Jahre Leben und 45 Jahre Paartherapiepraxis haben mich auf den holprigen Erdboden heruntergeholt. Heute weiss ich, dass 'Erwartung' ein anderes Wort für 'Problem' ist. Im Moment, wo ich etwas erwarte, habe ich sofort ein Problem an der Backe. Das weiss ich zwar wirklich, aber die Finger von den Erwartungen zu lassen, ist auch für mich manchmal schwierig."

"Der brummlige Arthur Schopenhauer hat es mir mehr und mehr angetan: 'Wer Glück in einer Beziehung erwartet, der spinnt,' soll er geraunzt haben. Das ist nicht schwarz-pessimistisch, eher zuversichtlich-realistisch." - Zitate aus einem Interview mit Klaus Heer, 76
Wochengehalt 
Dienstag, Februar 26, 2019, 11:59 - GELESENES
Beitrag von sb_admin
Kepa Arrizabalaga vom englischen Spitzenklub FC Chelsea wird nach seiner verweigerten Auswechslung im Ligapokal-Final gegen Manchester City (3:4 n.P.) mit einer Geldstrafe von einem Wochengehalt belegt. Das verkündeten die Blues am Dienstag. Englischen Medienberichten zufolge beläuft sich die Strafe damit auf rund 220'000 Euro. - Quelle: SRF aktuell

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