Ob das wohl etwas wird? 
Montag, Juli 16, 2007, 20:36 - SPURENSUCHE
Projekt zur Rettung des Grand Hotel Locarno.
"Wenn Sie... 
Sonntag, März 11, 2007, 21:56 - SPURENSUCHE
... da wirklich rein wollen, dann kommen Sie da auch rein...
bordighera, hotel angst, marzo 2007 131
... kommen Sie - ich zeige Ihnen eine Möglichkeit...aber ich weiss nachher von nichts...
bordighera, hotel angst, marzo 2007 367
...ich habe nichts gesagt, verstehen Sie?"
ooops... 
Dienstag, März 6, 2007, 06:19 - SPURENSUCHE
bordighera, hotel angst, marzo 2007 180
Diese kleine unscheinbare Leiter da... 
Sonntag, März 4, 2007, 22:54 - SPURENSUCHE
... ganz oben, auf der Dachterrasse, rechts, an die Wand der Dachterrassengerümpelkammer gelehnt, deren unschätzbaren Wert [denjenigen der Leiter] ich im Moment der Aufnahme eigentlich noch gar nicht richtig realisiert hatte...
bordighera, hotel angst, marzo 2007 031

... diese Leiter nun führte ... bordighera, hotel angst, marzo 2007 061
etwa eine Stunde später direkt ins Paradies.
bordighera, hotel angst, marzo 2007 008
Und hier, im Paradies, verbrachte ich Stunde um Stunde um Stunde.
Für einmal völlig ungestört.
Keine Hunde. Keine Penner. Nichts.
Magische Ruhe.
Im vollen Bewusstsein, dass es nun wohl wirklich das letzte Mal sein würde.
Bald sollen die Baumaschinen auffahren.
Aber hier, in diesem Moment, zählte nur das Jetzt: Nur ICH, nur ANGST, und sonst nichts.
Bloss der Wind sorgte ab und zu für Geräusche, die mich - anfänglich wenigstens - leicht erschauern liessen.
Zwei-, dreimal dann auch Polizeiautos mit heulenden Sirenen; ganz nahe.
Doch offensichtlich war nicht ich, war nicht mein verbotenes Eindringen der Grund - wie sich jeweils nach einer gewissen (ich geb's ja zu: ganz leicht angespannten) Warte- und Bangezeit herausstellte...
Inzwischen ist auch... 
Sonntag, Dezember 10, 2006, 23:19 - SPURENSUCHE
... die Ruine des Grand Hotel ANGST hermetisch abgeriegelt.
Darauf war ich nicht gefasst.
Musste unverrichteter Dinge wieder abziehen.
liguria dicembre 2006 074
Vor einem Jahr konnte man an dieser Stelle noch ins Innere des Geländes - und des Gebäudes - gelangen. Nicht mühelos; aber immerhin...
liguria dicembre 2006 085
Doch ich bin noch nicht durch mit dem ANGST.
Sieht wieder nach einem kleinen Abenteuer aus.
Weiss nur noch nicht wann. Und wie.
Pläne schmieden.
Wenigstens wirds so keine Penner und Hunde mehr haben da drin.
Wahrscheinlich.
liguria dicembre 2006 073
Vor Paris... 
Mittwoch, August 9, 2006, 20:57 - SPURENSUCHE
...noch schnell in Locarno, um zu sehen, ob nicht vielleicht doch...
Aber nein!
Man hatte zwar etwas vom Mythos des Grand Hotel Locarno, wo das Filmfestival vor 60 Jahren gegründet wurde, ins 2006 hinüberretten wollen. Wie ich in einigen Tageszeitungen las, gab es Pläne, die Hotelräumlichkeiten wenigstens während der Festivalzeit vorübergehend wieder zu öffnen, als Ort der Begegnung, für bestimmte Anlässe, oder doch - Kompromissvorschlag - allerwenigstens mit einem Zelt im Garten vor dem Hotel... doch die Pläne zerschlugen sich, es liess sich einfach nicht machen. Über die Gründe war nichts in Erfahrung zu bringen.
Ich habe noch die optimistischen Worte des Hoteldirektors nach der letzten Nacht im Hotel, am Tage der Schliessung, im Ohr…
Was zu Ende ist, ist – zwar nicht immer, aber besonders nach dieser über lange Zeit sich hinziehenden Agonie voraussehbar – wohl wirklich und endgültig zu Ende.
Selbst wenn man - hier und jetzt - immer noch ein Zimmer reservieren kann...
Zustände. 
Sonntag, Juni 4, 2006, 10:57 - SPURENSUCHE
Oktober 2001.

Oktober 2004.


März 2005.

Oktober 2005.


Januar 2006.


März 2006.


Mai/Juni 2006.


Nuova vita. 
Freitag, November 25, 2005, 23:44 - SPURENSUCHE
Hotel Angst a Bordighera. Nuova vita, di Giovanni Donato.
Relatore: Oreste Lori Gentile
(archivio)
Ogni volta che mi capita di osservare un edificio in stato di abbandono, sia questo un antico palazzo nel centro di una città oppure semplicemente una vecchia cascina o un fienile sperduto, mi chiedo come sia possibile che un manufatto costruito per volontà di qualcuno finisca per subire un così triste destino: mi viene quasi istintivo entrare e cominciare a pulire, a sgomberare dalle macerie e dalle erbacce quella presenza che, un tempo, godeva di ben altre realtà.

(ottobre 2005, a.more.s)
Ho provato il medesimo impulso quando insieme a mia moglie, siamo entrati la prima volta nel vestibolo dell’Hotel Angst, nell’estate del 1993.
Da qualche anno mi reco regolarmente a Bordighera e fin da principio ho subìto il fascino del luogo e dei suoi numerosi edifici storici, molti dei quali strappati dalle rovine del tempo attraverso recuperi e ristrutturazioni a volte scontate.
Quasi tutti gli hotel e le grandi ville che in passato ospitavano le più ricche personalità europee, oggi sono state trasformate in residence; percorrendo la Via Romana si possono ammirare nelle loro nuove vesti color pastello, con le persiane chiuse a proteggere l’intimità di bilocali per gran parte dell’anno senza condomini. Il medesimo destino non è toccato ancora all’Hotel Angst, che sulla Via Romana rimane praticamente l’unico a suscitare solo l’interesse dei curiosi piuttosto che quello degli investitori. La carenza di strutture per l’intrattenimento e le modeste condizioni delle poche esistenti, mi hanno indotto a riflettere su una possibile destinazione da attribuire a quel maestoso edificio sulla Via Romana, che a fatica continua a resistere alle insidie del tempo: ho sperato fortemente e continuo a sperare che l’Hotel Angst non sia trasformato in un ennesimo residence per sporadici turisti da mini alloggi. Guardandolo dalla strada è facile interrogarsi sul suo passato, aiutati dalla fantasia e da quel che resta dell’albergo e del suo grande parco; allo stesso modo ci si interroga sul suo destino, timorosi di vederlo un giorno raso al suolo dalle ruspe. Ho deciso allora di scegliere come argomento finale del mio percorso di studi la riqualificazione funzionale dell’Hotel Angst, trasformando quella che fu meta ambita per pochi eletti, in un luogo dove la cultura, lo spettacolo e l’intrattenimento, possano suscitare nuovi interessi per migliorare gli equilibri forse un tantino dormienti della città. La finalità del progetto consiste quindi nel dare “nuova vita” alla vocazione turistica di Bordighera, nel rispetto della tranquillità di una delle poche, vere città-giardino italiane.
Ritengo sia stato un privilegio occuparmi di questo argomento e visitare le poche parti accessibili di un edificio che non vorrei soccombesse alle insidie del tempo e ai disastri dell’abbandono.
IL PROGETTO:
CENTRO POLIVALENTE PER LA CULTURA E L’INTRATTENIMENTO
Dall’analisi della situazione attuale della città e del turismo locale, ne è scaturita l’intenzione di attribuire al progetto, funzioni ricettive e di carattere pubblico.
Alle origini del progetto, ho stabilito dei “cardini” secondo i quali avrei sviluppato il percorso progettuale:
1. Conservare la facciata come fosse una “pelle” dell’edificio storico al quale ho attribuito funzioni diverse tra loro, ma legate da percorsi distributivi comuni.
2. Creare un ampliamento sul versante Nord dell’edificio seguendo l’andamento del terreno sistemato a terrazze; attribuire a tale ampliamento le funzioni più “chiassose”.
3. Interporre fra i due corpi, una “corte” interna aperta verso Est e verso Ovest.
4. Fare del vestibolo di ingresso e dello scalone monumentale, un percorso obbligato che induce il visitatore a prendere possesso spaziale del luogo storico.
5. Sacrificare la parte meno nobile dell’edificio esistente a favore di un ampliamento della corte interna e di una più “leggera” sistemazione del fronte nord.

Per informazioni, e-mail : www.nena-gio@libero.it
Servizio a cura di: CISDA - HypArc, e-mail: hyparc@polito.it
(Politecnico di Torino, Facolta' di Architettura 1/Corso di Laurea in Architettura)
Die letzte Nacht. 
Sonntag, November 6, 2005, 16:08 - SPURENSUCHE
Nicht ganz dasselbe wie die berühmte erste Nacht; v.a. hört man von der letzten Nacht in der Regel sehr viel seltener als von der ersten.
Ich bin jedenfalls gerüstet, komme, was da wolle. Vielleicht ein Ball? Bestimmt ein grossartiges Gala-Diner, bestimmt Musik… ich denke an Stephan Eichers Konzert, das er gab, als die letzte Stunde „seines“ Hotels in Engelberg schlug…
Ich bin gekommen, um zu tanzen. Habe mein letztes Geld zusammengekratzt, extra einen neuen Anzug gekauft - und auch sonst alles Nötige für jeden erdenklichen Fall mit dabei, sogar die grosse Kamera, falls es ganz heftig werden sollte; sogar mein Lieblingsauto hab’ ich gemietet.
„It’s a kind of magic“ schmettert Freddy Mercury gerade aus dem Autoradio. Nicht mehr und nicht weniger.
Ich halte den Kurs; Anflugschneise jetzt - noch die Bilder vom sonnigen und fröhlichen August 2005 vor Augen:

archiv; locarno novembre 2005 077

Samstag, 05.11.2005. ca 14:30 Uhr.
Doch die Jahres- und andere Zeiten haben sich geändert.
Ankunft - November diesmal. Das Wetter: alles andere als einladend. Grau und regnerisch, aber kein Regen. Herbstlich die Temperaturen auch hier im Süden der Schweiz. Na ja, spielt eigentlich keine Rolle. Vor dem Grand Hotel steht immerhin eine stattliche Anzahl Autos. Also, jemand da - ich werde nicht allein sein! Zwar ist draussen kein Mensch zu sehen; aber mal schauen, wie’s drinnen aussieht; vielleicht hat ja die grosse Party schon angefangen?!
Doch auch im Innern scheint alles leer und verlassen; kein Mensch weit und breit. Komme mir irgendwie vor wie der einzige Gast, der sich zur falschen Zeit am falschen Ort befindet.
Hmm, wäre auch eine schöne Überraschung: Das ganze Haus nur für mich allein… – aaah doch, dort drüben ist jemand, die Dame an der Rezeption. Strahlt. Nimmt meine Personalien auf. Ja, es habe einige Gäste, dochdoch, aber auch noch freie Zimmer. Nein, etwas Spezielles gebe es heute Abend nicht. Alle seien traurig. Denn diesmal scheine die Schliessung wirklich unumgänglich und endgültig zu sein. Nein, leider könne man das Nachtessen nicht mehr hier im Hotel einnehmen; die Küchenbrigade arbeite bereits anderswo. Aber das Frühstück, ja, das gebe es wie gewohnt. Ob ich den Lift nehmen wolle; Hilfe fürs Gepäck?
Ich bedanke mich und verneine.
Das prächtige Treppenhaus will ich mir gerne zu Fuss und Stufe für Stufe und voll beladen vornehmen. Bis zuoberst. Zimmer 316.
Alles ist von beinahe unheimlich-feierlicher Stille; unheimlich deshalb, weil keine Menschenseele im riesigen, säulen- und kronleuchterdurchsetzten Halbdunkel des Treppenhauses und auf den langen Gängen dazwischen zu sehen ist – normalerweise lebendige Orte der Begegnung, des Gesprächs… Ich begegne niemandem; auch kein Hauspersonal in Sicht. Stimmen sind kaum zu hören - welch ein Gegensatz zum August.

archiv; locarno novembre 2005 059

Samstag, 05.11.2005. ca 16:00 Uhr.
Ausgepackt. Eingeräumt.

archiv; locarno novembre 2005 048

Einige Innenaufnahmen gemacht. Völlig ungestört.

archiv; locarno novembre 2005 076

Beim Verlassen des Hotels ist nicht mal mehr die Dame an der Rezeption zu sehen. Also nehme ich den Schlüssel gleich mit. Kleiner Kleinstädtchenbummel. Die Piazza Grande hat an Grandiosität verloren, ist wieder zum Parkplatz Grande geworden. Äusserst erstaunt jedoch bin ich über die unglaublich vielen Leute, die das Städtchen beleben, die draussen in den Cafés sitzen oder herumflanieren; das hätte ich zu dieser Jahreszeit nun wirklich nicht erwartet. Beinahe so belebt wie zur Zeit des Filmfestivals. Kaufe Wasser, Champagner, Tessiner Mortadella - und lasse natürlich die Grand-Cafe-Panetteria-Pasticceria-Confiserie AL PORTO nicht links liegen…

Samstag, 05.11.2005. ca 17:00 Uhr.
Ich nehme mir vor, das Hotel bis zum Morgen nicht mehr zu verlassen. Lesen. Schreiben. Herumlaufen. Die Holzböden knarren angenehm unter dem schweren, etwas abgenutzten Teppich.

archiv; locarno novembre 2005 052

Samstag, 05.11.2005. ca 17:30 Uhr.
Rundgang. Ah, jetzt doch immerhin etwas flüchtiges Leben im Haus, v.a. Einzelpersonen, die jedoch schnell wieder irgendwo in der sehr weitläufigen Anlage verschwinden. Z.B. einen jungen Mann im Lesezimmer gesichtet; doch als ich dort ankomme, ist er bereits wieder weg. Eine junge Dame kurz erblickt, nochmals hingeblickt – weg. Hmm, junge Leute… wo ich doch eher auf ältere Zausel und Nostalgiker gefasst war… Von ganz weit unten sind auf einmal angeregte Stimmen zu hören. Eine Gruppe (alles Frauen, alles Deutschschweizerinnen, wie ich von hoch oben vom galerieartig aufgebauten Treppenhaus feststellen kann) unterhält sich lebhaft, feiert irgendwas, beinahe schon unangemessen laut – und als ich mich eine Etage weiter nach unten ein bisschen in die Nähe begeben will – weg sind sie; in einem Saal nebenan, wie ich feststelle; doch die Türe ist geschlossen. Tja.
Die Dame an der Rezeption ist wieder anwesend, und nun nicht mehr allein. Vielleicht wird’s doch noch lustig – zumindest etwas lebendiger.

Samstag, 05.11.2005. ca 18:15 Uhr.
Ich habe Hunger. Ich will aber nicht weg. Der Abend gehört dem Hotel. Ich will nichts verpassen. Ich telefoniere ein bisschen herum. Da, endlich jemand in einem Restaurant, der sich bereit erklärt, mir ein Nachtessen bringen zu lassen, samt Geschirr und Besteck und Gläsern.

Samstag, 05.11.2005. ca 18:45 Uhr.
Es ist totenstill im Haus. Wahrscheinlich sind alle auswärts essen gegangen.

archiv; locarno novembre 2005 069

Samstag, 05.11.2005. ca 19:30 Uhr.
Mein Essen wird geliefert. Offenbar habe ich mir einen Könner am Herd geangelt: Die „ravioli di zucca in salsa di noci“ und der „branzino al cartoccio“ sind perfekt. Kostet aber auch schön was! Geschirr und Gläser bringe ich eigenhändig zurück; Ehrensache.

archiv; locarno novembre 2005 086

Samstag, 05.11.2005. ca 21:00 Uhr.
Neuerlicher Rundgang. Komme mir vor wie in einem Film; schöne Filmkulisse. Das hohe Mass an Authentizität überall, in der Gesamtkonzeption wie im Detail: Knäufe an Fenstern und Treppengeländern, Wagenfeld-Tischlampen, Eisengeländer überall, Fensterläden, die sich von innen (ohne das Fenster öffnen zu müssen) schliessen lassen, Wandlampen, Wandregale, Spiegel, Möbel etc, die nicht museal wirken, weil sie an ihrem angestammten Ort, in ihrem ursprünglichen Funktionszusammenhang belassen wurden.

archiv; locarno novembre 2005 097

Natürlich würden bestimmte Leute - ich würd' sie dann einfach mal ganz liebevoll-respektlos als "Banausen" bezeichnen - ihr feines Näschen rümpfen und etwas von „schäbig“ murmeln: Der Zahn der Zeit hat seine Wirkung getan, das ist nicht zu übersehen, v.a. in den Zimmern.

archiv; locarno novembre 2005 001

Mir jedoch macht das überhaupt nichts aus; so gesehen ziehe ich alte, „schäbige“ Hotels den neuen, "perfekten" eindeutig vor. Denn nur hier finde ich z.B. noch Perlen der Handwerkskunst und nicht einfach bloss industriell gefertigte 08/15-Massenware - Perlen, welche die Liebe zum Detail erkennen lassen, selbst bei an sich so "unwichtigen" Dingen wie Fenstergriffen.

archiv; locarno novembre 2005 057

Kaum zu glauben, dass das Gebäude nicht denkmalgeschützt ist.
Kaum zu glauben auch, dass die Gemeinde bisher kein Interesse gezeigt hat, das Hotel zu kaufen, zu erhalten – immerhin ein Wahrzeichen, ein Objekt von hohem Symbolwert für Locarno.

Samstag, 05.11.2005. ca 22:30 Uhr.
Es ist Zeit für den Champagner und die exquisite Tessiner Mortadella, die so ganz anders schmeckt als die italienische (der Dank für dieses Wissen gebührt Alice Vollenweider und ihrem Buch "Frischer Fisch und wildes Grün - Essen im Tessin").
Hmm - wahrscheinlich doch eine zu grosse Flasche gekauft. Aber wer da meint, ich lasse Champagner stehen, irrt gewaltig. Besonders heute.
Mein ursprüngliches Vorhaben jedoch, den Grossteil der Nacht wach zu bleiben, weicht zunehmend - mit jedem Schluck sozusagen - einem immer grösser werdenden Schlafbedürfnis.

Sonntag, 06.11.2005. 06:30 Uhr.
Lange und traumlos und gut geschlafen.
Mache einen Etagenrundgang. Grosse Stille.
Mal schauen, ob ich beim Frühstück mehr als eine Person antreffe.

Sonntag, 06.11.2005. 08:00 Uhr.
Beim Hinuntergehen höre ich Musik … Saxophon, leicht jazzig…aus einem Zimmer? Aus welchem? Im Erdgeschoss nochmals Musik, Klassisches diesmal… auch von irgendwoher; schwer zu eruieren: Ist alles so gross und weitläufig… Immerhin; Musik tönt durchs Haus; irgendwie angemessen, finde ich.
Beim Frühstück geht es ziemlich lebhaft zu und her! Etwa 17 Personen sind anwesend. Die Frauengruppe entpuppt sich als eine Gruppe von Musikerinnen, welche sich seit Jahren zum Proben hierher zurückzieht.

archiv; locarno novembre 2005 117

Jemand fotografiert; ein freischaffender Fotograf im Auftrag einer Tageszeitung, wie sich bald herausstellt. Der Auftrag: Die Athmosphäre der letzten Nacht, des letzten Tages einzufangen. Mich hat er bei der genau gleichen Tätigkeit erwischt (Photos mit freundlicher Genehmigung; © by Rémy Steinegger):

archiv; locarno novembre 2005

Immer mehr Leute betreten den Salon Bleu, niemand geht raus, wie wenn man den letzten Augenblick festhalten und nicht loslassen wollte.

archiv; locarno novembre 2005

Letzter Rundgang. All diese Menschen plötzlich, die da herumstehen, herumlaufen, fotografieren, konversieren; auch das Personal ist unterwegs, zum letzten Arbeitsgang…
Ein Kommen und Gehen, fast wie zu den besten Zeiten.
Von der Rezeption her ertönt Gelächter; Fröhlichkeit; keine Grabesstimmung; auch schön, trotz allem.

archiv; locarno novembre 2005 112

Sonntag, 06.11.2005. 09:30 – 12.00 Uhr.
Die Hotelgäste der letzten Nacht verlassen nach und nach das Haus.
Aus den Dingen schwindet die Wärme (Walter Benjamin).
Der Hoteldirektor meint zwar [„ich spiele hier nicht den Chef, ich BIN der Chef“ zu einem Anrufer am Telephon], das Grand Hotel Locarno werde bestimmt nicht vom Schicksal der Nichtnutzung oder des Verfalls heimgesucht werden wie so viele andere Häuser dieser Art. Spätestens in einem Jahr höre man wieder vom Grand Hotel.
"As tears go by". Marianne Faithful, unterwegs, aus dem Autoradio. Passt nicht schlecht zum Abschluss.

archiv; locarno novembre 2005 136
Melancholie. 
Mittwoch, November 2, 2005, 20:50 - SPURENSUCHE

Bald, sehr bald schon werden diese Gläser zum letzten Mal gefüllt...

... dann gehen die Lichter aus...

... und anschliessend stehen Räume wie dieser hier plötzlich einfach leer, vielleicht für Jahre, Jahrzehnte - dem eigenartigen Schicksal unzähliger Grand Hotels folgend.

Familie Baumann aus Deutschland ist nochmals angereist. «Wir sind verrückt nach diesem Hotel, in drei Jahren waren wir 14-mal hier», schwärmt Herr Baumann. Doch dann überkommen ihn Traurigkeit und Ärger. Denn das Grand Hotel Locarno schliesst am kommenden Wochenende seine Pforten. Am 5. November ist definitiv Schluss. Es ist keine gewöhnliche Winterpause, sondern das Ende einer Epoche, auch wenn noch vereinzelt Bankette stattfinden werden. Die Eigentümer kündigten Hoteldirektor Urs Zimmermann den dreijährigen Pachtvertrag vorzeitig auf, um – wie es hiess – «eine Reflexionspause einzulegen». 25 Mitarbeiter verlieren ihre Stelle.
Mit dem Dreisternhotel und seinem einzigartigen Charme des Vergänglichen ist es in der jetzigen Form bald vorbei. Concierge Olivier – seit sieben Jahren im Hotel tätig – ist wie viele Gäste untröstlich: «Es ist eine Schande, dieses historische Haus zu schliessen.» Er erzählt von etlichen Stammgästen, die in diesen Tagen kommen, «um Abschied zu nehmen». Eine Unterschriftensammlung liegt an der Reception «Rettet das Grand Hotel». Rund 1500 Personen haben unterschrieben, darunter Bundesrat Pascal Couchepin undFDP-Nationalrat Filippo Leutenegger – während des Filmfestivals, wenn das Haus ein Dreh- und Angelpunkt des cinephilen Lebens ist.

Zukunft unklar
Die Zukunft des historischen, 1875 erbauten Hotels mit seinen prachtvollen Sälen steht in den Sternen. Sicher ist nur: Die Eigentümergemeinschaft will das Objekt verkaufen oder allenfalls einen Pachtvertrag über einen sehr langen Zeitraum (20 bis 30 Jahre) abschliessen. «Der Kaufpreis beträgt 22 Millionen Franken, 18 Millionen für Haus und Umschwung, 4 Millionen für das Inventar», sagt Giancarlo Cotti, der die fünf Eigentümer vertritt. Er dementiert Berichte, wonach der Preis auf 16 Millionen Franken gesunken sei. Es gebe ernsthafte Interessenten, präzisiert er. Aber: «Nicht der Kaufpreis schreckt ab, sondern die nötigen Investitionen.» Diese Einschätzung war in den letzten Jahren häufig zu hören. Etliche Millionen sind für eine Renovation nötig.
Was bisher nicht bekannt war: Unter den potenziellen Interessenten befindet sich auch die New York Film Academy (NYFA). Die renommierte Filmschule, die Regisseure, Schauspieler und Drehbuchautoren ausbildet, will ihr Netz an europäischen Niederlassungen (bisher Oxford, Paris und Florenz) ausbauen, schon 2006 eine Filiale in der Schweiz gründen und dazu ein repräsentatives Hotel nutzen. Von den vorgeschlagenen Objekten scheint das Grand Hotel Locarno besonders interessant zu sein. Locarno ist Filmfestivalstadt, im Park des Grand Hotel begann das Filmfestival 1946, Venedig und Cannes sind nicht allzu weit entfernt, das Klima im Tessin mehr als angenehm. «Es gehört definitiv zur engeren Wahl», heisst es bei der NYTA auf Anfrage.
Nicht zum ersten Mal werden alternative Nutzungen des Grand Hotels diskutiert. Von einem Sitz für die kantonale Hotelfachschule war bereits die Rede. Doch daraus wurde genauso wenig wie aus dem Projekt für den Umbau in eine Spielbank. Und die Befürchtung besteht, dass das nicht unter Denkmalschutz stehende Grand Hotel womöglich nach einer Veräusserung ganz oder teilweise in luxuriöse Wohnungen umgebaut wird.

Spendensammlung
Um das Hotel zu retten und sanft zu renovieren, ist inzwischen auch eine Privatgruppe um Hotelier Urs Zimmermann aktiv geworden. Mit dem Verein Pro Grand Hotel Locarno wird eine gross angelegte und schweizweite Spendensammlung lanciert. Allerdings: Falls die Spendensammlung bis Ende Juni 2006 nicht annähernd 20 Millionen Franken ergibt, wird die Aktion abgebrochen und der Verein aufgelöst. Vorstandsmitglied und Optiker Felix Stiefel ist sich bewusst, dass das Ziel hoch gesteckt ist: «Aber ich will mir nicht einmal vorwerfen, nicht alles zur Rettung dieses Hauses versucht zu haben.»

Gute Saison 2005
Die Bemühungen zur Rettung des Hotels sind umso verständlicher, wenn man bedenkt, wie gut die Saison 2005 gelaufen ist. Von der Schliessung anderer Gästehäuser wie dem Albergo Muralto, Zurigo und Beau Rivage konnte das Grand Hotel profitieren. Die Auslastung war sehr gut, und das nicht nur zu Filmfestivalzeiten. Dies räumt auch Giancarlo Cotti ein. Gleichwohl gebe es in der jetzigen Eigentümergemeinschaft keine Mehrheit für nötige Investitionen, sagt er. Vom gross geplanten Kehraus mit einer Öffnung zu Sylvester, wie vom Hotelmanagement gewünscht, hält Eigentümer Cotti nicht viel. Er befürchtet, dass sich viele Gäste dann ein Souvenir mit nach Hause nehmen und das Inventar somit verschwindet. (...)

Text: Gerhard Lob, in der Tageszeitung BUND vom 31.10.05.

<<nav_first <Zurück | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | Weiter> nav_last>>