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"Wer vom Bahnhof... 
Sonntag, August 7, 2005, 08:51 - SPURENSUCHE
... in Locarno zur Altstadt hinuntergeht, kommt nach wenigen Schritten an einer Passage vorbei, in welcher junge Leute in farbigen Mützen und T-Shirts sitzen, vor sich Kartonschachteln mit Pommes frites und Becher mit Coca-Cola. Die metallenen Tische und Stühle sind über verschiedene Stufen verteilt, die nicht ganz zur Fast Food-Stimmung passen, und wer genauer hinsieht, merkt auch, warum. Es sind die Stufen, die zum Garten des alten Grand Hotels hinaufführen, zum GRAND HOTEL LOCARNO, das wie der Traum einer andern Zeit im Hintergrund steht, umgeben von Zypressen, Palmen und üppigen Rhododendronbüschen, mit seiner mächtigen Mittelterrasse, auf der zwischen Säulen mit Blumenschalen Figuren zu Stein erstarrt sind, als sei soeben die Tanzmusik eines Kurorchesters zu Ende gegangen. Wollen Sie weitergehen zur Piazza Grande, oder haben Sie einen Moment Zeit, eine Geschichte zu hören, die in diesem Hotel ihren Anfang genommen hat? Erfahren habe ich sie in einem Gebäude, das aus derselben Zeit stammt und dem Grand Hotel nicht einmal unähnlich sieht, einem Altersheim in einem der Täler hinter Locarno. Etwas bescheidener der Bau, der Mitteltrakt hinter zwei Ecktürme zurückversetzt, mit einem großen gepflasterten Platz davor, der in eine Glyzinienpergola mündet, aber oben, wo in Locarno der Name des Hotels in auswechselbaren Leuchtbuchstaben prangt, steht beim Altersheim in unvergänglicher Mosaikschrift der Name des Stifters. In dieses Altersheim führte mich letztes Jahr eine private Angelegenheit. Der Kanton Tessin hatte begonnen, die Parzellierung der unzähligen Grundstücke zu vereinfachen und den Besitzern Vorschläge zur Zusammenlegung oder zu Abtäuschen zu machen, und da ich auf einer Alp ein kleines Stück Land mit einem Stall besitze, in dem wir gerne ein paar Sommertage verbringen, kam auch an mich eine solche Anfrage, und ich beschloß, den Besitzer des Nachbargrundstücks aufzusuchen. Der lebte seit kurzem in diesem Altersheim, wir kannten uns, und er freute sich über meinen Besuch, klagte über sein abnehmendes Augenlicht und über seine Zuckerkrankheit, die ihm in die Beine fahre, so daß er kaum mehr gehen könne, kurz, über das ganze zusammenbrechende System seines Körpers, für das man auch das einfache Wort Alter benutzen kann. Er war mit dem Landabtausch, den ich ihm vorschlug, ohne weiteres einverstanden, fragte nach dem Zustand der Quelle, des Baches und der alten Kastanienbäume und erzählte mir von den Zeiten seiner Kindheit, als es im Dorf noch 600 Stück Vieh gab, von denen in unseren Tagen nicht einmal eine einzige Kuh übrig geblieben ist. Während unseres Gesprächs lag sein Zimmernachbar regungslos, mit halb geöffnetem Mund im Bett und ließ nur von Zeit zu Zeit ein leises Stöhnen hören. Als ich ihn einmal fragte, wie es ihm gehe, reagierte er nicht. »Er hört nichts mehr«, sagte mein Bekannter, »er ist bald hundert, und ich glaube, er will schon lange sterben, kann aber nicht.« Wir fuhren mit unserm Gespräch fort, und ich fragte, ob es früher auch schon Wildschweine gegeben habe am Hang oben, da hob sein Bettnachbar den Kopf und sagte: »Un giorno vanno trovare la torta.« »Eines Tages werden sie die Torte finden«, und ließ seinen Kopf wieder sinken. Mein Bekannter lächelte und sagte, das sei das einzige, was der arme Kerl noch sage, und sie nennten ihn deswegen nur »la torta«, ein Spitzname, mit dem er bereits ins Pflegeheim gekommen sei und den er offenbar in seinem Dorf ein Leben lang getragen habe. Aber was der Grund dafür sei, wisse niemand, und es kämen auch keine Familienangehörigen zu Besuch, die man fragen könne. Ich trat zum Bett des Alten, beugte mich über ihn und fragte: »Dove vanno trovare la torta?« »Wo werden sie die Torte finden?« Ohne die Augen zu öffnen, sagte er: »Nel lago.« »Im See.« Ich fragte meinen Bekannten, ob er auch gelesen habe, daß die Seepolizei kürzlich im Lago Maggiore bei einer Suchaktion nach einem Ertrunkenen im Bodenschlamm eine große Blechschachtel mit der Aufschrift "GRAND HOTEL LOCARNO" gefunden habe, in welcher verrostete Zünder gewesen seien, die zu einer Ladung Dynamit gehört haben könnten, und dass ein Rätselraten um diesen Fund entstanden sei.
Kaum hatte ich dies gesagt, fuhr der Alte in seinem Bett hoch, riss die Augen weit auf und (...)

Ausschnitt aus: Franz Hohler, "DIE TORTE". Luchterhand Literaturverlag. ISBN 3-630-87151-8
Ja, auch. 
Donnerstag, August 4, 2005, 11:11 - CAT-EGORY

Renzo Narduzzi: "Ponte dei Gesuiti", Venezia.
© Filippi Editore Venezia.
Menschenleer. 
Donnerstag, August 4, 2005, 09:25 - VENEDIG
Im August.
Piazza San Marco.
Zwischen fünf und neun Uhr morgens.

Vor dem Florian.

Doch noch etwas. 
Donnerstag, August 4, 2005, 09:10 - GEDACHTES
Menschen, in denen noch ein Lächeln lebt und die sich ohne Langeweile ansehen. Menschen eben, die Liebe nicht mit Machtkämpfen gleichsetzen. Solche Menschen soll es geben.
Ferienzeit und Liebe. 
Donnerstag, August 4, 2005, 09:00 - PRESSE
Unter dem Titel "Hochsaison für Machtkämpfe" ist in der BZ vom 25.07.2005 zu lesen:

"Ist keine Spülmaschine da oder das Wetter schlecht, kommt es schnell zu Gefühlsausbrüchen. Auch wenn der eine faulenzen, der andere aber ein strammes Kulturprogramm absolvieren will, sind Konflikte programmiert. Mittelwerte sind als Kompromissformel jedoch denkbar ungeeignet. Problematisch ist es auch, alles gemeinsam zu unternehmen. Die Tipps des Paartherapeuten:
-Sich einigen: Die erste Woche gestaltest du, die zweite ich.
-Vereinbaren, dass jeder mal Zeit für sich alleine hat.
Kommt es in den Ferien dennoch zum Streit, sollten die Partner ihren Gefühlen nicht freien Lauf lassen. Erfolg versprechender ist, sich für zwei Stunden oder einen halben Tag aus dem Weg zu gehen. Wenn man sich beruhigt hat, kann man viel besser miteinander reden. Nach der Heimreise sollten Paare sich noch einen 'Nachschlag' gönnen: Man geht schön miteinander essen und redet darüber, was gut war und was schlecht gelaufen ist. Dann nimmt man sich einen Zettel und schreibt für die nächsten Ferien auf, was man anders machen will."

Ach du meine Güte. Mehr sag' ich jetzt mal nicht.
A room... 
Donnerstag, August 4, 2005, 01:53 - VENEDIG
... a very...

... pleasant room...

... with a view.

Widerstandslose Hingabe. 
Donnerstag, August 4, 2005, 00:33 - VENEDIG
An diese Stadt.







Man stirbt zweimal. 
Mittwoch, August 3, 2005, 23:58 - GELESENES
Der zweite Tod
ist das Vergessenwerden. (Th. Fontane)
Schweigeminuten. 
Mittwoch, August 3, 2005, 23:57 - VENEDIG

San Michele
Gedankenverloren... 
Mittwoch, August 3, 2005, 23:33 - GEDACHTES
... glitt sein Blick während der langen Zugfahrt nach unten.
Er konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen.
Seine Hose zeigte winzige Fleckchen - Spuren von caffè & gelato.
Genau.
Er hatte gerade eben wieder mal ein paar Tage in Italien verbracht.

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