Was glücklich macht. 4 
Sonntag, Oktober 22, 2006, 09:12 - GLÜCK
Es ist Sonntag, der 22. Oktober 2006 - die Sonne geht auf, ein neuer Tag beginnt... (denn: Allein aus der Tatsache, dass die Sonne bisher jahrelang und täglich und absolut zuverlässig aufgegangen ist, folgt nicht zwingend, dass sie dies auch am nächsten Tag tun wird).
Was glücklich macht. 3 
Samstag, Oktober 21, 2006, 18:19 - GLÜCK
Zeilen wie diese zu lesen:

(…) Aber hat er tatsächlich mehr Glück als andere? Nein, er geht nur anders damit um. Zu früh, zu spät, so viele verpasste Gelegenheiten: Man muss das Glück erkennen, wenn es einem begegnet. Er hat viele Freunde, die ihre Zeit damit vertun, auf das wundersame Ereignis zu warten, das sie erlöst, das aus ihrem Leben, das sie als triste Bleistiftskizze wahrnehmen, ein farbenprächtiges Ölgemälde macht. Freunde, die über diesem Warten blind geworden sind für die glücklichen Augenblicke. Ausserdem muss man das Glück aushalten können. Viele seiner Freunde tun alles, es zu zerstören, überzeugt davon, die Erfüllung könnte schlimmer sein als das Scheitern, getrieben von der Gewissheit, dass nichts der Hölle ähnlicher ist als das Paradies. Für sie steht fest, dass das Paradies nur existiert, bevor sie es betreten, oder dass es erst in dem Moment entsteht, in dem sie es verlassen. Sie sind erst überzeugt davon, dass etwas richtig war, wenn es vorbei ist. This lachte und hob das Bierglas.
-Prost, sagte er und stiess mit Willem an, der beschämt den Blick senkte.
-Heute kann jeder glücklich sein, sagte Arnold Leupen, du brauchst nur deinen Arzt zu fragen, Willem! Prozac bringt sogar eine trübe Tasse wie dich zum Glänzen.
-This braucht keine Medikamente, um glücklich zu sein, behauptete Henk.
Glück? Was ist Glück? Ein Anfall, der einen unerwartet überkommt und der das Gewicht des Lebens vergessen lässt? Ein sekundenkurzer Taumel? Ein Geruch, eine Farbe, eine Berührung? Ein Dauerzustand? Oder ist es etwa bloss ein Wort? Merken wir denn überhaupt, wenn wir glücklich sind? Stellt sich das Glück nicht gerade dann ein, wenn wir nicht mit ihm rechnen, wenn wir es vergessen? „Dass dir die Erde leicht sei – und du dir selber auch.“ Das hätte This Studer als Glück bezeichnet, wenn ihn jemand danach gefragt hätte, überzeugt davon, dass Glück nahezu ohne Gewicht ist. Aber einen, den man für einen Glückspilz hält, fragt man nicht nach dem Glück…
-Ich bin nicht glücklich. Ich bin zufrieden, sagte This, aber in einer Welt, in der jeder zweifelt, nörgelt und jammert, ist der Zufriedene der König. Er lebt, anders als der Glückliche, in Ruhe. Er muss sich und der Welt nichts mehr beweisen. Er hat nicht das Bedürfnis, irgend jemanden von irgend etwas zu überzeugen. Der Zufriedene hat nichts zu befürchten. Seine Zufriedenheit beruht auf der Gewissheit, am Ende der Angst zu sein. Der Glückliche dagegen fürchtet, von den Göttern für sein Glück bestraft zu werden oder, noch schlimmer, es wieder zu verlieren. Er tanzt auf dem Vulkan. Während der Zufriedene im Bett liegt und, na ja, ganz einfach zufrieden ist. (…)

Aus: Hansjörg Schertenleib: "Der Glückliche".
2005, Aufbau Verlag Berlin. ISBN 3-351-03017-7
Was glücklich macht. 2 
Samstag, Oktober 21, 2006, 18:15 - GLÜCK
Das. versuche 007
Was glücklich macht. 1 
Samstag, Oktober 21, 2006, 17:43 - GLÜCK
Wieder einmal kommt die Anregung von aussen – eine Person, welche hier „blog-bruchstückhaft“ mitliest, meinte kürzlich in einer eMail: (...) P.S. Kennen Sie: "Der Glückliche" von Hansjörg Schertenleib? Obwohl der Autor nicht zu meinen Favoriten gehört, hat mir diese Novelle gefallen und Sie erinnern mich an die Hauptperson oder umgekehrt.

Diese Bemerkung, die umgehende Lektüre der mir bis anhin unbekannten Novelle sowie mal wieder ein paar eigene Gedanken über das Glück und das Unglück in diesem Leben veranlassen mich nun, eine neue bahnbrechende, aber wahrscheinlich kaum beachtete Serie zu starten: Eine "Anleitung zum Glücklichsein", quasi (Paul Watzlawick lässt grüssen); Frontberichte "Vom richtigen, guten und glücklichen Leben" (Robert Nozick) - nun jedoch aus der doch relativ bescheidenen Sicht des a.more.s. Vielleicht weiss ja jemand daraus trotzdem einen gewissen Nutzen zu ziehen. Oder startet seine eigene Glücks-Serie...

Heute zum Beispiel hat mich ein Huhn glücklich gemacht; für Stunden! Ein Huhn, von dem ich wusste, dass es im Mist gekratzt hat, im Freien herumgelaufen ist, die Sonne hat auf- und untergehen sehen. Dieses Huhn nun habe ich wieder einmal gemäss der umwerfend einfachen und gleichzeitig so umwerfend grandiosen „Brathuhn-mit-Zitrone“ - Anweisung von Marcella Hazan ("Die klassische italienische Küche") zubereitet: Huhn, Zitrone, Salz; ein feuerfester Behälter; ein Backofen – sonst nichts.

Ich sag’ Ihnen: Das kann schon verdammt glücklich machen.
Willst du... 
Freitag, Oktober 6, 2006, 12:17 - GLÜCK
...glücklich sein, dann sei es.

Aufgeschnappt beim neugierigen Rundgang im vom frischen Wind erfassten iljos-cucina-sonne-Laden.
Im Alter nimmt das Glück ab. 
Dienstag, Oktober 3, 2006, 08:49 - GLÜCK
Aus einem Interview mit Margarete Mitscherlich.

Sie haben in Ihrem Leben viel erreicht. Ist das ein männliches Glück?
Margarete Mitscherlich: Nein. Das Glück am Erfolg ist nicht männlich, sondern durch und durch menschlich. Es geht ja nicht um Leistung. Sondern um die Freude darüber, dass etwas glückt. Man ist glücklich, wenn das gelingt, was man tun will. Ich wäre furchtbar glücklich, wenn ich noch flott laufen könnte. Aber das kann ich nicht mehr. Ich verstehe gut, wie sich Sportler fühlen. Es ist schön, seinen Körper zu beherrschen.
Das geht im Alter verloren.
Margarete Mitscherlich: Stimmt. Kinder haben noch ein sehr körperliches Glücksgefühl. Sie stehen, laufen, rennen, können alles tun, was sie wollen, und sind stolz darauf. Im Alter nimmt das Glück ab. Nicht mit Genuss gehen zu können, immer wackelig zu sein - das ist schlimm.
Gibt es ein anderes Glück, das dafür entschädigt?
Margarete Mitscherlich: Nein. Die Lust, den Körper ganz selbstverständlich zu beherrschen, ist nicht ersetzbar. Na gut: Es ist schön, die Natur zu betrachten, die Schattierungen von Licht und Schatten in den Bäumen zu sehen. Vielleicht ist man auch besinnlicher. Weil man nicht mehr das Gefühl hat, dies und jenes unbedingt tun oder besser sein zu müssen, als man ist.
Es steht nicht mehr so viel auf dem Spiel?
Margarete Mitscherlich: Man hat nicht mehr viel Ehrgeiz zu befriedigen, stimmt. Im Alter erwartet man weniger, kann mehr sitzen, muss nicht dauernd versuchen, große Würfe zu machen. Ganz abgesehen davon: Je älter man wird, umso mehr Züge erkennt man an sich selbst, mit denen man am liebsten nichts zu tun hätte.
Haben Sie sich Ihrer Mutter auch im Alter nahe gefühlt?
Margarete Mitscherlich: Sie war mir bis zum Tode nicht fremd. Man ist ein Mensch, wissen Sie, egal welches Alter man hat. Auch bei manchen jungen Menschen spüre ich Nähe. Natürlich haben junge Menschen eine andere Mentalität. Sie wollen alles und sind von Trieben gesteuert. Sexualität bedeutet ja in der Jugend sehr viel mehr als später. Ich erinnere mich noch an meine eigene Wut und Zerstörungslust und an diese furchtbare Eifersucht. Heute könnte ich vieles bestimmt mit größerer Milde dulden als früher.
Hat die Liebe Sie auch glücklich gemacht?
Margarete Mitscherlich: In Augenblicken, ja. Aber man kann nicht auf ewig glücklich sein. Auch an die Liebe und den Partner gewöhnt man sich. Darum gibt es die große Liebe nicht. Außerdem guckt jeder Mensch mal hierhin, mal dahin, homosexuell, heterosexuell, das ist ganz normal.
Was bedeutet Ihnen Neugierde?
Margarete Mitscherlich: Mein Mann sagte immer: Das ist was Neues, das musst du dir ansehen, das ist ganz wunderbar. Mir war das gelegentlich zu viel, diese Neugierde um der Neugierde willen. Natürlich bin ich sehr neugierig. Aber nicht neugierig auf alles. Ich habe keine Lust, jedes gute Bild anzusehen und jeden interessanten Menschen kennen zu lernen. Denn das kann einen auch überwältigen. Ich war schon als Kind viel allein in den Wäldern. Weil ich mit mir sein musste. In einer guten Beziehung muss man nicht dauernd reden. Man kann schweigen und man selbst sein und zu sich kommen in Gegenwart des anderen. Er sitzt da und ist einem nicht fremd. Er stört einen nicht und bringt einen nicht aus der Ruhe. Das ist die Grundlage eine dauerhaften Beziehung.
Dem Verliebtsein sieht das gar nicht ähnlich.
Margarete Mitscherlich: Aber Verliebtsein hat mit dem täglichen Zusammenleben wenig zu tun. Wer ist denn schon dauernd verliebt?
Sie vielleicht. In Ihre Arbeit.
Margarete Mitscherlich: Oh ja. Für die Emanzipation zu kämpfen war sehr lustvoll. Mein Buch "Die friedfertige Frau" habe ich als echte Befreiung erlebt. Weil es ein Versuch war, die Welt zu verändern und mit der Lust am Leben zu tun hatte und der Freude, anderen eins auszuwischen. Wir Frauen waren zusammen, ohne zu konkurrieren. Man konnte sagen, was man dachte, und versuchte, einander zu verstehen. Das war die reine Lust!

© DS - DEUTSCHES ALLGEMEINES SONNTAGSBLATT, 25. August 2000 Nr. 34/2000
Gelesen. 
Freitag, September 15, 2006, 14:31 - GLÜCK
Auf einem bemalten, eintürigen Holzschrank aus dem Jahr 1802, mit Messingbeschlägen, vier Innentablaren - die Inschrift:

Im Glücklichmachen allein liegt das Glücklichsein.
Muss jetzt endlich mal gesagt werden. 
Sonntag, Februar 13, 2005, 11:56 - GLÜCK
Ich liebte die Kolumnen von Doris Knecht im TAM!!!
Und auch wenn sie dort nun leider nicht mehr schreibt: Wenigstens hat sie im TA noch eine kleine Ecke zugesprochen erhalten (ich vermute, die Proteste nach dem etwas fadenscheinig von TA-Seite verkündeten Abgang waren durchschlagend). Dort geht es munter weiter - wie gestern:

Wie man so richtig glücklich ist. "Die Schweizer starren mich an. Eindeutig starren mich die Schweizer an, als ich quer durchs LaSalle unseren Tisch anstöckle. Es muss was mit meinen Schuhen sein, oder mein Lippenstift ist übers Gesicht geschmiert. Lucy, ist mein Lippenstift verschmiert? Lucy schaut forschend in mein Gesicht, wobei mir wieder bewusst wird, dass es sich bei Lucy um einen zwei Meter grossen Transvestiten in einem rückenfreien Kleid auf Zwölf-Zentimeter-Stilettos handelt; mit meinem Lippenstift ist vermutlich alles in Ordnung. Alles in Ordnung, Darling, sagt Lucy. Merci, Cherie, sag ich. Ich brauch sofort eine Queen Mum, sagt Lucy. Was ist das, sag ich.
Alle Menschen am Tisch sind Freunde, der Lüster über uns strahlt unsere Gesichter weich, es ist schön, ich bin glücklich. Ich bin glücklich, sagt der Schurlivater Horvath, als er bei uns auf der Küchenbank sitzt und der Lange ihm Risotto auf den Teller klatscht. Aber dein Glas ist leer, sage ich. Ich bin trotzdem glücklich, sagt Horvath. Ich bin es auch. Ein Essen mit Freunden und Kindern und Wein, wenn das Licht in den Gläsern glitzert und der Tisch sich biegt: Das macht uns froh. Also, bis die Kinder anfangen, das Risotto zu schmähen, weil was Grünes drin ist, und die Gläser umschmeissen und die Eltern deswegen brüllen. Aber die paar Minuten davor sind perfekt.
Anna mailt, ob was mit ihr nicht stimme, sie werde ständig von glücklichen Eltern und glücklich werdenden Eltern und glücklichen, zur Elternwerdung entschlossenen Paaren konfrontiert, überall stünden auf den Partys diese glücklichen Menschen herum und parlierten glücklich über ihr Glück, und sie habe keinerlei Kinderwunsch und sei trotzdem nicht unglücklich, ganz im Gegenteil. Ob sie das denn sozusagen dürfe? Sie habe ja früher mal einen kinderwunschwürdigen Mann gehabt, aber dieser Mann sei lange weg und der Kinderwunsch mit ihm, und der Wunsch sei nicht wiedergekommen, sie vermisse ihn kein bisschen und fühle sich deswegen nun ein wenig unbehaglich, und ob ich "Am Hang" nun endlich gelesen habe. Ich maile zurück, ob sie total bescheuert ist, wie alt bist du nochmal? 31? Keine gesunde Frau braucht mit 31 einen Kinderwunsch, und ohne einen partizipationsgeilen Mann dazu sowieso nicht, und überhaupt braucht man zum Glücklichsein nicht zwingend Kinder, lass dir das bloss nicht einreden, und den "Hang" habe ich gelesen.
Aber nicht, wie geplant in Zürich, denn in Zürich hatte ich zum Lesen keine Minute Zeit, ein Abend bei Pauline und Freunden, ein Abend bei Judith und Freunden, und dann noch der Abend im LaSalle, ich hab den "Hang" also erst gelesen, wie ich wieder in Wien und wegen Zürich bettlägerig war.
Zürich zeigte wieder mal, maile ich Anna, dass die Frage, wofür man überhaupt eine Familie braucht, wenn man solche Freunde hat, total berechtigt ist, und, das maile ich Anna nicht, ich Gebenedeite unter den Gebenedeiten habe sogar beides. Plus eine Queen Mum. Das ist, Lucy hats erfunden, ein Gin Tonic mit Gurkenscheibe, und ihr, werte Barkeeper, merkt euch das bitte, denn wenn Lucy mal reinschneit: Das würde sie glücklich machen."

Doris Knecht, TA vom 12.02.2005

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